Steht für 56 Prozent mit ziemlich leeren Händen da: Die Regierung Kurz-Kogler.

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Linz – Nur 44 Prozent der wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreicher haben den Eindruck, dass "die österreichische Bundesregierung die Probleme des Landes im Großen und Ganzen im Griff" hat. Eine statistisch eindeutige Mehrheit von 56 Prozent sagt in der aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD, dass das nicht der Fall sei.

Als besonders kritisch erweisen sich Befragte unter 30, Bewohner kleiner Gemeinden und Frauen.

Wirklich hohes Vertrauen in die Bundesregierung bekundet derzeit nur die Gruppe der erklärten ÖVP-Wähler, von denen nicht einmal jeder Fünfte an der Problemlösungskompetenz von Kanzler Sebastian Kurz und seinem Team zweifelt. Aber die Gruppe der erklärten ÖVP-Wähler macht eben nur noch ein knappes Drittel der gesamten Wählerschaft aus.

Denn auch das zeigt die in der Vorwoche durchgeführte Umfrage: Die ÖVP ist mit 31 Prozent in der Sonntagsfrage zwar klar über der symbolträchtigen 30-Prozent-Marke – sie kommt aber seit Wochen nicht darüber hinaus. Ein klarer Gegensatz zu den 44 bis 45 Prozent, die der Volkspartei zeitweise in Umfragen des Jahres 2020 zugestanden worden sind.

Ähnlich ist es in der Kanzlerfrage: Während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr hatte Bundeskanzler Kurz bis zu 52 Prozent Zustimmung in der (fiktiven) Frage, wen man als Kanzler wählen würde, wenn eine Direktwahl möglich wäre. Jetzt ist dieser Wert auf 26 Prozent zusammengeschrumpft.

Market-Chef Werner Beutelmeyer weist darauf hin, dass derzeit viel Verunsicherung im Land herrscht: "Nach der Öffnung der Gastronomie im Mai konnte man deutlich sehen, dass die meisten Menschen mit Optimismus und Zuversicht auf die nächsten Monate geschaut haben – inzwischen ist der Optimismuspegel von 47 auf 38 Prozent zurückgefallen, der Anteil der Pessimisten in der wahlberechtigten Bevölkerung ist von 24 auf 32 Prozent gestiegen."

Pessimistisches Drittel

Dieses pessimistische Drittel der Bevölkerung ist in besonders hohem Maße auch kritisch gegenüber der Regierung – und stark geneigt, die FPÖ zu wählen.

Die Freiheitlichen sind nach der Market-Analyse auch jene Partei, die derzeit am ehesten zulegen kann. Nach der aktuellen Hochrechnung kommen sie auf 18 Prozent– Mitte des vorigen Jahres waren es bloß elf Prozent gewesen. Auch der FPÖ-Spitzenmann Herbert Kickl hat in der Kanzlerfrage wieder aufgeholt – zehn Prozent der Wahlberechtigten würden Kickl direkt ins Kanzleramt wählen, wenn dies möglich wäre. Eine genauere Analyse der Daten zeigt, dass Kickl überdurchschnittlich gut bei jungen und männlichen Befragten ankommt.

Beutelmeyer: "Die Verunsicherung im Hinblick auf die Corona-Pandemie wird von Kickl geschickt auf seine Mühlen gelenkt – Impfgegner folgen ihm besonders eifrig."

ÖVP trotz allem auf Platz eins, SPÖ klar vor FPÖ

Die FPÖ liegt mit ihren 18 Prozent in der Hochrechnung leicht über ihrem Wert der letzten Nationalratswahl (16,2), die SPÖ mit ihren 25 Prozent noch deutlicher über ihren 2019 erreichten 21,2 Prozent – allerdings auch deutlich hinter der ÖVP, an die sie im Lauf des Frühjahrs einmal schon herangerückt war.

SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner kommt in der Kanzlerfrage derzeit auf 17 Prozent. Sie schafft es allerdings nicht, ihr Potenzial voll auszuschöpfen: Nur knapp mehr als die Hälfte der deklarierten SPÖ-Wählerschaft würde sie auch zur Kanzlerin wählen. Kurz und Kickl haben ihre Parteiwählerschaft dichter hinter sich versammelt.

Die Grünen liegen mit hochgerechneten 13 Prozent etwa dort, wo sie bei der Wahl waren (13,9 Prozent), ihr Bundessprecher Werner Kogler hat sich von seinem persönlichen Umfragetief vom Frühjahr wieder erholt – neun Prozent würden ihm die Kanzlerstimme geben.

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger erzielt in der Kanzlerfrage sieben Prozent. Ihre Partei kommt in der Sonntagsfrage seit Monaten konstant auf elf Prozent, rund drei Prozentpunkte mehr als 2019. (Conrad Seidl, 16.8.2021)