Alexander Köck – von der Mörbischer Band Cari Cari – brachte der Eröffnung der Landesausstellung "100 Jahre Burgenland" eine unerwartete Wendung.

Screenshot: ORF Burgenland Livestream

Bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung der Landesausstellung "100 Jahre Burgenland" gab es Fisimatenten wegen der geringen Gage der Orchestermusiker.

Foto: Guido Gluschitsch

Der erste Raum der Landesausstellung bietet jeder burgenländischen Gemeinde ein sanftes Licht. Zu sehen sind neben der Pressebetreuerin ganz links der wissenschaftliche Leiter der Ausstellung, Univ.-Prof. Dr. Oliver Rathkolb, neben ihm "Burgherr" Norbert Darabos und ganz rechts Christof Cremer, Gestalter der Ausstellung.

Foto: Guido Gluschitsch

Regine Engelschalk neben dem Taucheranzug, mit dem sie über Ungarn und den Neusiedler See aus der DDR nach Österreich fliehen wollte.

Foto: Guido Gluschitsch

Mit einem schlichten Aber kann man die Gesichtszüge seiner Zuhörer ganz schnell und effektiv verändern. Das hat am Samstagabend Alexander Köck bei den Feierlichkeiten zur Landesausstellung "100 Jahre Burgenland" auf der Burg Schlaining eindrucksvoll bestätigt. Alexander Köck ist gemeinsam mit Stephanie Widmer (Cari Cari) eine international erfolgreiche Band aus Mörbisch am See. Darum zählten sie zu den Akteuren der Eröffnungsfeier.

30 Euro Gage für Orchestermusiker

Als Köck zu seinem Aber anhob, stand er auf der kleineren der beiden Bühnen, rechts neben ihm, auf der großen Bühne, saßen die Musiker des Orchesters, das Christian Kolonovits dirigierte. "Ich möchte mich bei allen bedanken, aber ich möchte trotzdem etwas sagen. Ich habe mitbekommen, dass die Damen und Herren da drüben im Orchester heute 30 Euro fürs Spielen bekommen. Ich finde das in einem Kulturland Burgenland, bei '100 Jahre Burgenland', in einem sozialdemokratischen Land beschämend, ich finde es besonders beschämend nach Corona, und noch beschämender finde ich es, wenn man weiß, dass während Corona genug Geld dafür da ist, dass es zwei Intendanten bei den Seefestspielen Mörbisch gibt."

Wenn man jetzt weiß, dass durch die Feierlichkeiten Alfons Haider führte, der sich eben erst für die Gagen bei den Seefestspielen Mörbisch rechtfertigen musste, kann man sich ein wenig vorstellen, dass dieser nicht gerade amüsiert war, sondern, wie man auch im Burgenland sagt, in den Saft ging und sich ein minutenlanges Wortgefecht mit Köck vor den rund 400 geladenen Ehrengästen gab. Wenn man zudem berücksichtigt, dass Alfons Haider selbst gratis moderierte, kann man sich seine Reaktion vielleicht noch eher erklären. Er dürfte nämlich einiges in den falschen Hals bekommen haben.

"Entschuldigung bitte, mit allem Respekt, Sie haben eine falsche Information, jeder Musiker in Mörbisch bekommt 140 Euro pro Abend", unterbricht Alfons Haider, der sich mehr angegriffen fühlte, als dies Alexander Köck beabsichtigte. "Wir haben einen künstlerischen Leiter und einen Intendanten", und Haider weist Köck darauf hin, dass dies nicht der rechte Ort für die Auseinandersetzung sei. "Nicht bei so einer Show. San S' mir bitte nicht bös." – "Wir spielen weiter", antwortet Alexander Köck und greift wieder zur Gitarre.

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Nachschlag

Nach der zweiten Nummer von Cari Cari bestätigt Alfons Haider die Gagen der Orchestermusiker und rechtfertigt diese damit, dass die "jungen Musiker des Orchesters" aus den verschiedenen Konservatorien seien, gesponsert vom Land, es seien also keine "abgeschlossenen Musiker, sondern Studenten und Studentinnen". Bevor er seine Kritik an Alexander Köck wiederholt, legt er nach: dass man das nicht machen könne, "Sie stellen hier alle hin als Leichtverbrecher. Morgen steht in der Zeitung: 'Burgenland zahlt nur 30 Euro pro Abend.'" Mit Letzterem sollte Alfons Haider recht behalten.

Hans Peter Doskozil war einige Minuten später nach dem Auftritt von Opus schon gefasster und versprach, sich des Gagenthemas persönlich anzunehmen. "Ich möchte alle erinnern, dass wir vor der Friedensburg stehen, dass das Burgenland durch das große Gemeinsame gewachsen ist. Es ist vielleicht unangenehm, eine andere Meinung zu hören, es war vielleicht störend, aber trotzdem – deshalb stehen wir auch hier, deshalb feiern wir die 100 Jahre, deshalb schauen wir auch zurück. Muss man andere Meinungen akzeptieren, trotzdem muss man sich mit anderen Meinungen auseinandersetzen. Und in diesem Fall werde ich mich persönlich mit dieser Situation auseinandersetzen."

Jedenfalls war das Thema des restlichen Abends weniger die Landesausstellung selbst, sondern vielmehr die Fisimatenten bei der Eröffnung. Die geladenen Ehrengäste hatten schon davor die Möglichkeit, die Ausstellung in Begleitung von Christof Cremer, dem Gestalter derselben, und dem "Burgherrn", wie Norbert Drabos an dem Abend genannt wurde, zu besuchen. Das Echo war danach erwartungsgemäß positiv, auch wenn manch einem prominenten Gast schon vorab klar war, dass es gar nicht gelingen kann, "100 Jahre Burgenland in eine einzige Burg zu stopfen". Gut möglich, dass er sich bei der Ansage von Alexander Köck an seine sonst so gern vorgetragene Forderung eines Mindestlohnes von 1.700 Euro netto für alle Beschäftigten im Einflussbereich des Landes erinnert hat.

Wenig Kritik, aber

Doch nur bei wenigen bleibt der Eindruck, dass weniger mehr gewesen wäre. Und nur einzeln kommt Kritik daran, dass man für die Gestaltung der Landesausstellung keine Burgenländerin, keinen Burgenländer gefunden habe, sondern mit Christof Cremer einen Deutschen beauftragt habe. Das multimediale Angebot ist so enorm, dass man sich Tage in der Ausstellung aufhalten kann, und man sieht, wie bemüht man versucht hat, ja alles unterzubringen und nichts zu vergessen – was unweigerlich dazu führt, dass einem auffällt, was nicht da ist.

Eines, was lange nicht offensichtlich da war und nun freigelegt wurde – ein Fresko mit dem seltenen Ägyptischblau im Turmzimmer, das sich oberhalb einer eingezogenen Decke versteckte. Das hätte nach dem Wunsch der Veranstalter Thema sein sollen – oder die Geschichte von Regine Engelschalk, die über den Neusiedler See aus der DDR flüchten wollte, aufgegriffen, verhaftet und inhaftiert wurde und deren Taucheranzug Teil der Ausstellung ist.

Nachverhandlungen über das Honorar

Nach der Veranstaltung hält der Landeshauptmann des Burgenlands, Hans Peter Doskozil (SPÖ), an seinem Versprechen fest. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es: "Für die Kultur Burgenland ist es selbstverständlich, künstlerisches Engagement und Leistung entsprechend zu honorieren und gebührende Wertschätzung entgegenzubringen. Alle Auftritte wurden auf Basis gemeinsam vereinbarter Verträge fixiert und darüber hinaus individuelle Unkostenbeiträge geleistet."

Aus seinem Büro heißt es, dass man sich nicht erklären könne, woher die Angabe zur Gage komme. Vielmehr habe man ein Vielfaches als Unkostenbeitrag ausbezahlt – den genauen Betrag wollte man nicht nennen. Wohl aber, dass die aufgetretenen Studierenden vom Haydn-Konservatorium und der Kunstuniversität Graz / Expositur Oberschützen stammen und diese Stätten mit sieben Millionen Euro vom Land gefördert werden. Dennoch wird sich Doskozil noch einmal mit den Künstlern zusammensetzen, um eine Lösung bei der Honorierung zu finden. (Guido Gluschitsch, 15.8.2021)