Bernd Spalt, Chef der Erste Group, gilt den Social-Media-Experten als Vorzeigebeispiel.

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Wien – Wie sich Unternehmen nach außen hin präsentieren, wird immer wichtiger. Zumal sich Jobbewerber auch über soziale Medien wie Instagram ein Bild machen über den möglichen künftigen Arbeitgeber. Zum Vernetzen ist vor allem Linkedin in den vergangenen Jahren das Medium-to-be geworden. Doch wie sehr nutzen die Manager der im heimischen Leitindex ATX-Prime notierten Unternehmen diese Plattform? Dieser Frage sind Social-Media-Berater Ritchie Pettauer und PR- und Strategieberater Thomas Goiser nachgegangen.

Viel Luft nach oben

Das ernüchternde Ergebnis: Es gibt Luft nach oben. Viel Luft. Nur neun der 37 ausgewerteten Manager (36 Männer, eine Frau) können als sogenannte "Kommunikatoren" eingestuft werden. Sie verwenden Linkedin also aktiv, kommentieren, liken und posten eigene Beiträge. Bernd Spalt, Chef der Erste Group, und Heimo Scheuch von Wienerberger gelten hier als Positivbeispiele.

Sechs ATX-Manager sind "Repräsentanten". Sie haben zwar ein Profil, dieses ist aber nahezu statisch. Es gibt nur sehr wenig Aktivität. Elf gelten als "Minimalisten": Sie sind registriert mit Minimalangaben zu ihrer Person. Weitere elf sind wohl bewusste Nichtnutzer der Plattform.

"Unternehmen, die in Summe Social-Media-affin sind, sind auch bei Linkedin im Vorteil", sagt Pettauer. Oft helfe auch das Kommunikationsteam den CEOs, um über diesen Kanal aktiv zu bleiben. Hannes Ametsreiter, Chef der deutschen Vodafone, weist das auf Linkedin auch aus: "Hier antworten Hannes Ametsreiter und sein Team." So wüssten Follower auch, was sie erwartet. "Es sollte auch zu den Aufgaben der Kommunikationsabteilung gehören, darauf zu achten, dass die Manager in den sozialen Medien aufscheinen", sagt Goiser.

Social Hacking

"Die komplette Aktivität auszulagern ist jedoch keine gute Idee", merkt Goiser an. Denn es gehe hierbei ja auch um die bewusste Kommunikation mit einer Community, die wachsen soll, und mit der Zielgruppe. "Wer heute nicht auf Linkedin ist, trifft eine bewusste Entscheidung", untermauert Pettauer.

Manager riskierten dabei auch, dass andere unter ihrem Namen ein Profil anlegen. "Social Hacking ist kein unbekanntes Phänomen mehr." Wenn sich ein anderer als Chef eines Konzerns präsentiert, ist die Richtigstellung der Daten mühsamer, als wenn Chefs gleich ein eigenes Profil anlegen. Der gute Rat dabei: "Die Chefs sollten für Linkedin ihre eigene private E-Mail-Adresse verwenden", sagt Pettauer. Denn im Fall einer Abwahl oder eines Wechsels werde oft vergessen, dass damit auch die Firmen-Mail-Adresse verschwindet. Sich dann bei seinem Profil wieder anzumelden erfolgt dann nur über Umwege. (Bettina Pfluger, 16.8.2021)