Die neue Imagekampagne "LinzistLinz" polarisiert, heißt es im Video doch, "Linz ist eine Stadt für Senioren" oder Linz sei "eine Mischung aus Dorf und Stadt", "altmodisch" und es sei ein bisserl rassistisch auch. Wie sieht der Karikaturist und Oberösterreicher Gerhard Haderer dieses Video? Auf Anfrage des STANDARD reagierte er mit einer Gegenfrage: Zeichnen oder schreiben? Er hat sich dann eher fürs Erstere entscheiden – "The Linzer"!

Illustration: Gerhard Haderer

Der Linzer Kabarettist und Schauspieler Günther Lainer kann im Gastbeitrag dem kontrovers diskutierten neuen Imagevideo der Stadt Linz viel Positives abgewinnen.

Kennen Sie Linz? Natürlich kennen Sie Linz! Von der Landkarte, von Vorurteilen, dass es in Linz stinke, vom Spruch "In Linz beginnt’s", vielleicht sogar von der Kulturhauptstadt 2009 und ihren Projekten. Und jetzt kennt man Linz auch noch von einem Imagevideo. Dieses Video zeigt ein Bild von Linz, nicht das gesamte Bild. So gesehen wird das Video natürlich überbewertet.

Visit Linz

Ich komme berufsbedingt und jetzt gerade urlaubsbedingt viel in Österreich herum. Sobald ich erzähle, dass ich von Linz bin, werde ich auf das Video angesprochen. Von Wien bis Landeck, von Graz bis Kleinarl. Ich höre viele Attribute: originell, jung, frech, witzig, gemein, blöd, einmal etwas anderes. Linz ist in aller Munde.

Kennen Sie das Imagevideo von Augsburg? Ich auch nicht. Aber ich war trotzdem dort. Weil es mir von einem Augsburger empfohlen wurde. Es wird immer wieder Initiativen geben, warum der eine oder die andere in eine andere Stadt fährt. Vielleicht nicht unbedingt wegen eines Videos.

Neue Facetten

Mit diesem Video könnte ich mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die das überlegen. Kommen jetzt wirklich neue Menschen in die Stadt? Auch Touristen aus dem Ausland? Entdeckt uns jetzt gar Deutschland? Wenn sich wir, oder manche unter uns, schon mit diesem wohl nicht ganz ernst gemeinten Video schwertun, wie geht es da dem deutschen Mitbürger mit diesem Humor? Vielleicht wird es eher junge Menschen ansprechen?

In Oberösterreich gibt es den Spruch: "Wia ma’s mocht, is’ foisch!" Ich finde: Hauptsache man macht was, und irgendwie könnte man es auch als Liebeserklärung für Linz sehen. Es werden neue Facetten gezeigt, und jede Weltstadt hat ein Imagevideo. So gesehen ist Linz eine Weltstadt oder wie wir auf Oberösterreichisch sagen: "Linz is a Wödstodt"! Eigentlich haben die Reaktionen das Video zu dem gemacht, was es geworden ist. Viele, inklusive des Bürgermeisters, haben sich aufgeregt. Das Video wurde noch populärer. Vielleicht war das auch so geplant?

Schnell per Du

Ich lebe seit 52 Jahren in Linz, mit Unterbrechungen. Ich kenne Linz, und ich mag Linz. Nicht alles. Aber vieles. Ich bin gern in meiner Stadt. Linz würde ich mit einem Spiel vergleichen: Stadt, Land, Fluss. Linz ist eine Stadt und hat was Dörfliches. In dem Viertel, wo ich aufgewachsen bin, grüßt man einander und ist auch schnell per Du. Linz hat sich, so wie ich, gut entwickelt. Von der Stahlstadt zur Kulturstadt. Die Voest gibt es "Wirtschaft sein Dank" noch immer. Die Stadt hat sich baulich und kulturell verändert. Damit auch das Gefühl zur Stadt.

Die Aussage vom Video, dass Linz eine Mischung aus Dorf und Stadt ist, möchte ich mit folgender Geschichte untermalen: Vor ein paar Jahren spielte ein Linzer Fußballverein in der Regionalliga seine Spiele im Stadion auf der Gugl. Fassungsvermögen 17.000 Zuschauer. Ich hatte eine Dauerkarte. Manche haben gemeint, das ist eine Trauerkarte, weil dieser Verein eigentlich in der Bundesliga spielen müsste. Egal. Ich wollte den Verein unterstützen.

Es war eine besondere Dauerkarte, denn auf der Karte waren die Zahlen von eins bis 18. Für jedes Spiel eine Zahl. Wenn du zu einem Spiel gegangen bist, wurde an der Stelle der jeweiligen die Zahl des jeweiligen Spiels mit einem Zwickerl ein Loch gezwickt. Bei irgendeinem Spiel standen drei Ordner beim Eingang. Ich halte meine Karte dem Ordner hin, und er sagt: "Na do miassn S’ do umi, weil heit hot da Korl des Zwickerl. Mia haum nur a Zwickerl." Ich ging zum Korl, und er zwickte meine Karte. Beim nächsten Spiel ging ich wieder zu dem Ordner, der beim vorigen Spiel kein Zwickerl gehabt hat, weil ich sah, dass er dieses Mal eines hatte. Er zwickte meine Karte ab und ich sagte zum Ordner: "Hobts heit a zweites Zwickerl?" Sagt er: "Na! Des is mei privates Zwickerl!"

Ich finde, das ist eine schöne Geschichte und sagt viel über Linz als Dorf aus.

Mit meinem lieben Kollegen und Freund Ernst Aigner spiele ich das Programm "einvernehmlich verschieden". Er hat ein sehr gelungenes "Linz-Lied" komponiert, in dem sich meine Stadt im weltweiten Reigen positioniert:

"Egal, ob in Islamabad, Sankt Pölten oder Graz!

Jeder hält die Heimatstadt für an besond’ren Platz.

Das gilt sogar für Kabul, Bagdad, Hollabrunn und Krk:

Dorthin, wo ana her is, wüll er immer wieder zrk!

Der eine steht auf Moskau, der andre auf Den Haag,

der Karl schwärmt von Gmunden, da Franz von Kollerschlag. (...)

Paris ist eine schöne Stadt, und sicherlich auch Rom.

Doch fehlt mir da das Extrablatt, und dort das Geläut vom Dom.

Eurodisney kommt bei Kindern sicherlich gut an.

Doch sind wir ehrlich: Kein Vergleich mit uns’rer Grottenbahn."

Vielleicht sollte man diese Serie fortsetzen und andere Bilder von Linz zeigen. Mir gefällt das Video. Darum möchte ich zum Abschluss den Refrain vom "Linz-Lied" zitieren: "Keine Stadt wird – Linz, Linz, je erreichen, mit Linz kinnts nix vergleichen. Wenn ich fort oder auf Kur fahr: träum ich dort von Linz und Urfahr. Es hat in Linz a jeda Linzer den berühmten Linzer-Grinser. I grins net, aber i kinnts: I kumm ja a aus Linz!"

Vielleicht sollten wir alle ein bisschen mehr grinsen. (Günther Lainer, 16.8.2021)

Das "Linz Lied" Von Lainer&Aigner ist auf der aktuellen CD "Auf Liederhören" zu hören.
Günther Lainer