Wenn sich die Hausgemeinschaft kennt, eskalieren Konflikte nicht so schnell. Davon profitieren alle.

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Wer auf Wohnungssuche ist, muss oft mit einem Packen an Dokumenten anrücken. Vielen Vermieterinnen und Vermietern besonders wichtig: die Lohnzettel der letzten Monate. Bei den Wohnungen, die Georg Kotzmuth mit seiner Hausverwaltung Dahir Gmbh verwaltet, läuft das anders. Dokumente kann man getrost zu Hause lassen, stattdessen geht es darum, einander kennenzulernen. "Bei uns gibt es keine Mieter, die keinen Kaffee bei uns im Büro getrunken haben", sagt Kotzmuth. Er verfolgt mit seiner Hausverwaltung, die etwa 1000 Wohnungen in der Steiermark und in Wien managt, einen sozioökonomischen Ansatz.

Zentral ist dabei die Kommunikation mit Bewohnerinnen und Bewohnern, die oft "finanziell ein bisschen angeschlagen sind" und anfangs mehr Betreuung benötigen, etwa um Beihilfen oder auch Möbel zu bekommen. Neuzugänge im Haus werden den Nachbarn vorgestellt: "Es erspart uns viel Arbeit, wenn die Leute einander kennen", sagt Kotzmuth. Meist finden sich ein bis zwei Personen pro Liegenschaft, die sich beispielsweise um kleinere Reparaturen kümmern können und auch bei der Vergabe von Wohnungen aktiv werden. Dabei wird darauf geachtet, dass die Zusammensetzung stimmt: "Ein Schichtarbeiter neben einer Studenten-WG wird nicht funktionieren."

Keine Räumungsklage

Dass sich das Modell auszahlt, ließ sich die Dahir Gmbh 2017 von der WU Wien bestätigen. Jeder in die Hausverwaltung investierte Euro schaffe Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 4,73 Euro, ergab die Social-Return-on-Investment-Analyse einer Liegenschaft. Für die Eigentümer zahlt es sich also beispielsweise aus, weil Leerstand und Mietausfälle vermieden, Sanierungs- und Instandhaltungskosten reduziert werden. Mieterinnen und Mieter profitieren von der persönlichen Beratung und der Unterstützung.

Ein Resultat: "Wir hatten in den ganzen Jahren nie eine Räumungsklage", erzählt Kotzmuth. Das führt er auf Kommunikation und eine Vertrauensbasis zurück. "Die Menschen kommen, bevor die Probleme zu groß werden." Zum Jahresanfang werde es bei vielen finanziell eng. Hier könne man die Miete für Februar aussetzen, wenn in den folgenden Monaten mehr bezahlt wird. "So haben wir viele Worst-Case-Szenarien vermieden." (zof, 31.8.2021)