Ist das die Inszenierung eines surrealen Theaterstücks? Was immer man von Karl Nehammer und Alexander Schallenberg politisch hält – das sind doch erwachsene Menschen in verantwortungsvollen Positionen. Innenminister Nehammer tönt seit Tagen von "weiteren Abschiebungen nach Afghanistan". Auf dem Flugplatz von Kabul herrscht Chaos. Außenminister Schallenberg forderte noch vor kurzem die Taliban auf, ihr "rücksichtsloses Vorgehen sofort zu stoppen".

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Das Schlüsselwort ist natürlich "Inszenierung". Ohne Inszenierung geht bei Türkis nichts, ohne Inszenierung können sie nicht regieren. Die Inszenierung soll die Probleme überdecken, die mit dem Fall von Afghanistan kommen. Hat man auch einen Plan?

Ja, schon: Nehammer und Schallenberg wollen eine Konferenz mit den Afghanistan-Nachbarn Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan abhalten, um denen (mit anderen EU-Ländern) "Hilfe anzubieten". Der Iran, wohin die meisten Afghanen flüchten, bleibt unerwähnt. Übersetzung: Die EU soll diesen korrupten Autokratien Milliarden zahlen, damit sie die afghanischen Flüchtlinge dort in Lagern festhalten und daran hindern, nach Europa zu kommen.

Das ist übrigens das Modell des Merkel/Erdoğan-Abkommens, mit dem 2016 wirklich "die Balkanroute geschlossen" wurde. Die EU (Deutschland) zahlt, und die Türken halten die Flüchtlinge großteils auf. Türkis übernimmt jetzt dieses Modell. (Hans Rauscher, 16.8.2021)