Innsbruck – Tirols Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) hat am Sonntag über einen Regierungsbeschluss zur Neuausrichtung der sozialpädiatrischen Versorgung informiert. Im Mai war bekannt geworden, dass der Verein Eule, bisher tirolweit federführend in dem Bereich tätig, mangels Finanzierung durch seinen Träger diese Aufgabe nicht länger wird erfüllen können. Damit wären rund 1300 Kinder und ihre Angehörigen mit Ende des Jahres ohne therapeutische Betreuung gewesen, zudem sind mehr als 100 Mitarbeiterinnen, großteils in Teilzeitbeschäftigung, betroffen.
Im Juli konnte Fischer nun aber in Gesprächen mit dem Diakoniewerk, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sowie den Tirol Kliniken eine neue Lösung erarbeiten. Zuvor war sie mit der Ankündigung, die Betreuung in den niedergelassenen Bereich zu übertragen, auf heftige Kritik der Opposition gestoßen. Nun soll das Diakoniewerk als neuer Träger fungieren. Die Finanzierung werde weiter über das Land und die ÖGK erfolgen. Die Tirol Kliniken werden künftig als unabhängiger Partner die Diagnostik und fachliche Begleitung komplexer Fälle übernehmen.
Finanzierung ist gesichert
Für das Projekt wird das Land jährlich eine maximale Fördersumme in der Höhe von 2,16 Millionen Euro und die Österreichische Gesundheitskasse 900.000 Euro bereitstellen. In Kombination zu den Fördersummen des Landes Tirol und der ÖGK werden auf Basis der vom Diakoniewerk vorgelegten Kalkulation die entstandenen Kosten über einen gemeinsamen Risikofonds getragen.
Ziel der Neuausrichtung sei es, betroffenen Kindern, Jugendlichen und Eltern "ein qualifiziertes, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittenes Therapieangebot zur Verfügung zu stellen", betont die Landesrätin. Durch das enge Zusammenspiel zwischen dem niedergelassenen Bereich und den Therapiezentren werde man dies weiterhin "flächendeckend sicherstellen", erklärte Fischer.
Auch seitens der ÖGK zeigten sich die zuständigen Werner Salzburger und Arno Melitopulos-Daum nach dem Regierungsbeschluss erleichtert: "Die Eckpunkte mit der Diakonie sind fixiert, wir sehen einem Vertragsabschluss optimistisch entgegen." Im Fokus stünden ganz klar betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Familien. Mit den Therapiezentren wolle man "einen niedrigschwelligen, unbürokratischen und sozial verträglich gerechten Zugang zu einem qualifizierten und geeigneten Therapieförderangebot ermöglichen und damit zur Entlastung beitragen".
Kritik der Opposition
Während der Erhalt der Kinder-Therapiezentren grundsätzlich als "Sieg der Vernunft" begrüßt wird, übt die oppositionelle Liste Fritz Kritik an der nun präsentierten Lösung. "Unklar ist, wie mit dem zur Verfügung gestellten Geld die Versorgung im bisherigen Ausmaß erfolgen soll. Unklar ist, welche Mitarbeiter die Versorgung und Betreuung durchführen sollen. Unklar ist, zu welchen Konditionen die Mitarbeiter übernommen werden und ob alle rund 36.000 Betreuungsstunden auch weiterhin angeboten werden können", fasst Landtagsabgeordneter Markus Sint seine offenen Fragen zusammen. (Steffen Arora, 17.8.2021)