Als Setting des Spiels diente ein Freizeitpark mit zahlreichen Attraktionen.

Foto: Richard Taylor

Der berühmte "Video Game Crash" im Zeitraum 1983 bis 1985, der die Videospielindustrie für kurze Zeit wirtschaftlich kollabieren ließ, verschonte auch große Namen wie Atari nicht. Kurz vor dem Crash wollte Atari das drohende Schicksal unter anderem mit einem Laserdisc-Spiel für die Spielhalle abwenden. Der damalige Regisseur des Spiels, Richard Taylor, lässt nun erstmals hinter die Kulissen des ambitionierten Projekts blicken, das nie fertiggestellt wurde.

Vorbild: "Dragon's Lair"

In einem Interview mit "Arstechnica" erzählt Taylor von dem Projekt "Atari Playland", an dem er lange Zeit arbeiten durfte. Auslöser für die Idee zu "Playland" war das im Jahr 1983 erschienene Laserdisc-Spiel "Dragon's Lair". Die handgezeichneten Bewegungen des Protagonisten erinnerten an Disney-Filme dieser Zeit. Dafür verantwortlich war der Regisseur und Drehbuchautor Don Bluth, der nach seiner Zeit bei Disney eigene Projekte verwirklichte, darunter auch "Dragon's Lair."

Richard Taylor

Bei Atari wollte man jedoch mehr mit dem neuen Speichermedium Laserdisc schaffen, nämlich völlige Freiheit und echte Sets. Wie in einem Film würden realistische Szenarien auf den Spieler warten, die mit einer Kamera überflogen werden sollten. Das Setup, diese Ideen in die Tat umzusetzen, bezeichnet Taylor als "nicht besonders günstig".

Das Problem war tatsächlich der von Atari gewünschte Umfang. Der Freizeitpark sollte frei begehbar sein. "Ich will jetzt zu dem Spiegelkabinett, und dann will ich zu der Achterbahn," beschreibt Taylor die Problematik. Jede potenzielle Entscheidung des Spielers musste zuvor mit der Kamera abgefahren werden, um die Illusion, sich frei bewegen zu können, ins Spiel integrieren zu können.

Taylor am Set seines Spiels.
Foto: Richard Taylor

Jähes Ende

"Atari Playground" wurde nach einer zwölfwöchigen Produktion abgebrochen. Die Ambitionen waren zu hoch, erzählt Taylor. "Mit einem Programm von Pacific Data Image konnten wir jede Bewegung im Spiel aufzeichnen und sogar vorab simulieren, damit wir genau wussten, was passieren wird." Das Set war vor einem schwarzen Hintergrund aufgebaut und mit zahlreichen Lichtern ausgestattet, um den Schein eines Freizeitparks richtig in Szene zu setzen. "Wir hatten auch ständig Rauch am Set, um die richtige Stimmung zu erzeugen. So mussten die Mitarbeiter später Masken tragen, weil das Einatmen unangenehm wurde."

Der Zusammenbruch der Spielebranche in dieser Zeit erwischte Atari hart. Das Projekt musste eingestellt werden, das Material landete bei Atari und wurde dort für immer begraben. Taylor hat jedoch noch Kopien des Materials sichern können, findet diese aufgrund der vielen Projekte, die er danach absolvierte, aber nicht mehr. Das Einzige, was er der Öffentlichkeit zeigen kann, sind ein paar Fotos und ein kurzes Video, das als Intro des Spiels hätte dienen sollen. (aam, 17.8.2021)