In der Nähe von Athen mussten Ortschaften wegen der Waldbrände evakuiert werden.

Foto: AFP

Athen/Moskau/Jakutsk/Jerusalem/Rom/Marseille – Griechische und internationale Feuerwehrleute haben am Dienstag weiter gegen einen unkontrollierten Wald- und Buschbrand im Westen der griechischen Hauptstadt Athen gekämpft. In der Früh wurde die Evakuierung etlicher nahe gelegener Ortschaften angeordnet. Es handelt sich Medienberichten zufolge um eine kilometerlange Feuerfront in der Nähe des Ortes Vilia, die bereits am Montagabend entstand. Der Rauch des Feuers ist so stark, dass man ihn auch auf Satellitenbildern sieht.

Laut Feuerwehr waren rund 330 Einsatzkräfte mit 115 Fahrzeugen an Ort und Stelle. Dienstagfrüh konnte zudem wieder mit Löscharbeiten aus der Luft begonnen werden. Im Einsatz sind sechs Hubschrauber und fünf Flugzeuge. Insgesamt registrierte die griechische Feuerwehr von Montag- bis Dienstagfrüh 44 neue Waldbrände.

Feuer bei Jerusalem

Auch westlich von Jerusalem brannte es am Dienstag – den dritten Tag in Folge. Acht Löschflugzeuge und ein Hubschrauber nahmen ihren Einsatz wieder auf. Wie die Feuerwehr mitteilte, dürfen die Einwohner von drei Ortschaften noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Israel hatte am Montag nach eigenen Angaben mehrere Länder um Hilfe bei der Brandbekämpfung gebeten. Griechenland habe Unterstützung zugesagt, teilte Außenminister Jair Lapid auf Twitter mit.

Bild nicht mehr verfügbar.

Westlich von Jerusalem fliegen Löschflugzeuge wieder Einsätze.
Foto: Reuters

Nachdem der Waldbrand am Sonntag ausgebrochen war, hatten nach Angaben der Polizei tausende Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Die Armee unterstützte die Evakuierungsmaßnahmen mit Hubschraubern. Wie die "Times of Israel" berichtete, sind mittlerweile rund 2.000 Hektar Wald verbrannt. Die Polizei geht laut Medienberichten davon aus, dass das Feuer durch Menschen verursacht worden ist. Es müsse sich aber nicht unbedingt um Brandstiftung handeln, sondern könne auch durch Unachtsamkeit entstanden sein.

Das Umweltschutz- und das Gesundheitsministerium warnten am Montag vor einer "sehr hohen Luftverschmutzung" in mehreren Orten bei Jerusalem. Unter anderem wurden Kinder und Schwangere dazu aufgefordert, sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten.

Italien löscht weiter

Auch in Süditalien gingen die Löscharbeiten im Kampf gegen die Wald- und Buschbrände weiter. Vor allem auf Sizilien galt am Dienstag mit Ausnahme einer Provinz im Nordosten die höchste Waldbrand-Warnstufe. Im Süden geben Trockenheit, Hitze und starke Winde den Flammen immer wieder Nährboden.

Löschflugzeuge sind vielerorts auf den großen Inseln, in Kalabrien am Südzipfel des Festlands oder etwa im Latium, wo Rom liegt, im Einsatz. Die Zivilschutzbehörde zählte nach Angaben vom Montagabend seit Mitte Juni mehr als 1.000 Anfragen für Löschunterstützung aus der Luft.

Feuer in Frankreich außer Kontrolle

Mit einem massiven Aufgebot hat auch die Feuerwehr in Südfrankreich in der Nacht auf Dienstag den Kampf gegen mehrere große Waldbrände fortgesetzt. Im Departement Var wüte ein großer Brand, die Wetterbedingungen waren ungünstig. Tausende Anrainer und Touristen wurden in Sicherheit gebracht. Die Brände seien noch nicht unter Kontrolle und rund 900 Feuerwehrleute zu ihrer Bekämpfung im Einsatz, teilte die Präfektur in Toulon, der Hauptstadt des Departments, Dienstagfrüh mit.

Unterstützt werden sie von zehn Löschflugzeugen und drei Hubschraubern. Viele Straßen im Hinterland des Golfs von Saint-Tropez seien gesperrt. Rund 5.000 Hektar Gelände seien bereits verbrannt. Vorangegangen waren den Bränden eine Hitzewelle und große Trockenheit.

Alleine zu einem Brand in Gonfaron in den Bergen unweit von Saint-Tropez seien 430 Feuerwehrleute ausgerückt, bis zum Einbruch der Dunkelheit seien sie von Löschflugzeugen unterstützt worden, teilte die Zivilschutzbehörde mit.
Foto: AFP

Fläche größer als halb Österreich abgebrannt

Die verheerenden Waldbrände in Russland bekommen die Einsatzkräfte nach wie vor nicht unter Kontrolle. Nach Daten der Forstschutzbehörde vom Dienstag breiteten sich die Feuer weiter aus. Demnach gab es landesweit 238 Brände auf einer Gesamtfläche von 4,6 Millionen Hektar. Das ist eine Fläche deutlich größer als halb Österreich.

Am schwersten betroffen ist noch immer die Teilrepublik Jakutien im Osten Sibiriens – mehr als 4.000 Kilometer von Moskau entfernt. Allein dort brennt es der Behörde zufolge aktuell auf einer Fläche von 4,4 Millionen Hektar. Es seien derzeit mehr als 4.200 Helfer im Einsatz.

Seit Tagen versuchen die Einsatzkräfte ein Übergreifen der Flammen auf mehrere Dörfer in der dünn besiedelten Region zu verhindern. Das Zivilschutzministerium schickte ein weiteres Löschflugzeug in die Region, die seit Wochen unter dem für die Gesundheit schädlichen Rauch leidet.

Unterdessen haben die Behörden von Jakutsk posthum einen 43-jährigen Mann geehrt, der aus noch unbekannten Gründen in dem Brandgebiet starb. Lokalen Medien zufolge hatte der Mitarbeiter einer Straßenbaufirma mit einer Planierraupe eine Brandschneise gezogen. Seine Leiche war demnach in einem Wald gefunden worden.

Auswirkungen aufs Klima

Zuletzt hatte Präsident Wladimir Putin mehr Anstrengungen bei den Löscharbeiten gefordert. Er sagte bei einer Krisensitzung, die Schäden an der für das Weltklima wichtigen Taiga und in anderen Wäldern müssten minimiert werden.

In Russland sind derzeit noch fast zwei Drittel der Bodenfläche dauerhaft gefroren. Dieses Phänomen wird Permafrost genannt. Mit steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels taut der Boden langsam auf. Forscher sorgen sich, dass in der Folge gigantische Mengen klimaschädlichen Methans in die Atmosphäre gelangen könnten. Laut Experten könnten die Waldbrände den Prozess beschleunigen.

"Im ersten Jahr gibt es keine großen Veränderungen. Zu erwarten sind sie in der Regel in zwei bis fünf Jahren", sagte der Wissenschafter Alexander Fjodorow vom Institut für Permafrost in der sibirischen Großstadt Jakutsk der Deutschen Presse-Agentur. Vieles hänge nun vom Wachstum neuer, anpassungsfähiger Pflanzen und des Unterholzes ab. Wald schützt den gefrorenen Boden vor dem Auftauen.

In Jakutsk kann man sehen, dass es brennt – selbst wenn die Flammen nicht in unmittelbarer Nähe sind.
Foto: imago images/ITAR-TASS

"Wir sind besorgt über das Ausmaß der Brände", sagte der Permafrost-Experte. Wenn die Feuer in eine Periode starker Klimaerwärmung fielen, dann verstärke das die Sorge um den Zustand des bisher noch in weite Tiefen gefrorenen Bodens. Eine Folge von Tauprozessen ist Fjodorow zufolge das Absacken von Böden. Dadurch können zum Beispiel Straßen und Häuser beschädigt werden.

Eine pauschale Angabe zu den Folgen lasse sich aber nicht machen, weil Faktoren wie der Grad der Vereisung und der Gehalt an organischem Material Einfluss darauf haben. "Wir beobachten die Auswirkungen der Waldbrände auf den Zustand des Permafrostbodens weiter", sagte der Vizedirektor des Permafrost-Instituts. (APA, dpa, Reuters, red, 17.8.2021)