Cabriolet war gestern, im neunten Wiener Gemeindebezirk kann seit letzter Woche nämlich ein Cabriobeet bestaunt werden. "Der zitronengelbe Peugeot 306 ist fahrtüchtig, angemeldet und mit Pickerl versehen, dient nun aber als Kräuterbeet für die Nachbarschaft", sagt Initiator Christoph Schwarz. Zwischen den Kräutern ragt ein Schild hervor: "Wien, du bist ein Parkplatz."

Foto: Christoph Schwarz

Der Filmemacher und Klimaaktivist will mit dem Projekt verdeutlichen, "wie absurd billig wir öffentlichen Raum von parkenden Autos privatisieren lassen." Er fragt sich, warum man nicht ähnlich niederschwellig für zehn Euro pro Monat "ein Hochbeet, ein altes Sofa, ein Kaffeetischerl, einen Obstbaum oder einen Wuzler" in den öffentlichen Raum stellen kann.

Die Aktion solle dabei nicht als Anklage an Autobesitzerinnen und Autobesitzer verstanden werden, betont Schwarz. Er wünsche sich eine mutige Politik, die "massiv in Carsharing-Lösungen investiert, öffentliche Verkehrsmittel kostenlos anbietet und aufhört, Milliarden in große Straßenbauprojekte zu versenken".

Foto: Christoph Schwarz

Das Cabriobeet sei ein direktes Angebot an die Nachbarschaft, sich einzubringen – und das ist Schwarz zufolge auch passiert. "Viele bleiben stehen und machen ein Foto." Das Beet sei in den letzten Tagen regelrecht zu einem Treffpunkt geworden. Die Kräuter können geerntet und verwendet werden, Schwarz freue sich auch, "wenn jemand Lust hat mitzugarteln und weitere Kräutersträucher einsetzt". Der grüne Daumen fehle ihm nämlich.

Nichtsdestotrotz dreht sich auch ein weiteres Projekt von Schwarz ums Garteln: die Kreiskartoffel. In St. Marx hat Schwarz gemeinsam mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten einen Kreisverkehr quasi zum Erdäpfelfeld umfunktioniert. Das war bereits im Mai. "Auch hier ist die Message klar: Es gibt so viel toten Raum in dieser Stadt durch den vielen Verkehr." Im Zentrum des Kreisverkehrs befindet sich eine Skulptur aus Wassertanks mit dem Schriftzug "Sind im Weltkrieg". Schwarz zufolge "eine Botschaft, die ökoaktivistische, volkswirtschaftliche, historische und selbstironische Lesarten kurzschließt". (Lara Hagen, 17.8.2021)