Konzernchef Michael O’Leary regiert sein Reich mit harter Hand. Mit den Gewerkschaften in Wien liegt er seit seiner Ankunft hier im Clinch.

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Wien – Für die Luftfahrt geht es langsam wieder bergauf. Das dürfte sich aber nicht bei allen Fluggesellschaften niederschlagen – zumindest nicht bei den Arbeitsbedingungen für das Personal. Bei der Belegschaft der Billigfluglinie Lauda in Wien herrscht – glaubt man der Gewerkschaft Vida – wenig Grund zur Entspannung. Das zum Reich der irischen Ryanair gehörende Unternehmen – oder das, was von der Airline in Wien geblieben ist – kommt nicht zur Ruhe. Mutter Ryanair setzt – nachdem sie sich im Juli unzufrieden mit der Arbeit des Kabinenpersonals in Wien gezeigt hat – der Crew in Wien weiter die Daumenschrauben an.

Kein Grundgehalt

Piloten von Lauda Europe (vormals Laudamotion) – mit aktuellem Firmensitz in Malta und Homebase auch am Flughafen Wien – hätten sich aufgrund "ihrer nochmals verschärften prekären Arbeitsbedingungen" an die Gewerkschaft gewandt. Der Grund: In ihren neuen Arbeitsverträgen sei kein Grundgehalt mehr vorgesehen, sondern nur mehr eine Bezahlung von 40 Euro brutto für jede tatsächlich geleistete Flugstunde. Angesichts des Umstands, dass immer noch sehr viel weniger geflogen wird als vor der Pandemie, ist dies für einzelne durchaus bedrohlich. Denn mit den neuen Verträgen müsste jeder Pilot und jede Pilotin nun mit Monaten ohne Einkommen rechnen, warnt die Gewerkschaft.

"Widerwärtiges Sozialdumping"

Vorher hätten die Piloten zumindest 40 Flugstunden als monatliches Grundgehalt ausbezahlt bekommen (wenn auch ohne vertraglichen Rechtsanspruch) und so zumindest auf ein Basiseinkommen von 1.600 Euro brutto im Monat hoffen können, heißt es seitens der Vida. Daniel Liebhart, Vorsitzender des Vida-Fachbereichs Luftfahrt, fordert die Bundesregierung einmal mehr auf, "endlich ihre Ankündigungen wahrzumachen und Maßnahmen gegen derart widerwärtiges Sozialdumping zu ergreifen".

Ebenso erneuert die Gewerkschaft ihren Ruf nach einem Branchen-Kollektivvertrag. "Sonst wird es auch in Zukunft Pilotinnen und Piloten mit Dienstort Flughafen Wien und befristeten, prekären maltesischen oder ähnlichen Dienstverträgen in Österreich geben, und es kann weiter auf Kosten der Beschäftigten billig geflogen werden" lautet der Appell an die Wirtschaftskammer. Und weiter: "Den Machenschaften der zur Ryanair-Gruppe zählenden Lauda Europe und der Entrechtung der Bordbeschäftigten gehört endlich ein rechtlich verbindlicher Riegel vorgeschoben. Derartige mitarbeiterverachtende Unternehmenskulturen dürfen in Österreich und in der EU nicht länger einen Nährboden vorfinden", so Liebhart.

Stunden absitzen

Die Gewerkschaft ist darüber hinaus mit weiteren Klagen von Betroffenen konfrontiert: So soll auch während des Lockdowns in den Dienstplänen "Standby" eingetragen worden sein, obwohl es an vielen Tagen ohnehin keine Flüge gegeben habe, berichten demnach Piloten. Das habe bedeutet, "den ganzen Tag fern von den Familien in der Nähe des Flughafens absitzen zu müssen". Mit den neuen Verträgen verschärfe sich diese Situation noch einmal, weil diese Dienste nun ohne Grundvergütung erfolgen würden. "Aufgrund dieser Schikanen sind zu Lockdown-Zeiten teilweise um die 80 Pilotinnen und Piloten in der Nähe des Flughafens sinnlos herumgesessen, ohne dass je ein einziger Flug stattfand", berichtete laut Gewerkschaft ein Betroffener.

Liebhart beklagt "mittelalterliche Arbeitsbedingungen" und befürchtet eine Abwärtsspirale. Es würde ein Dumpingwettbewerb in der Branche erzeugt, wodurch mittelfristig jedes Unternehmen zu "derartig fragwürdigen Praktiken" greifen werde, um im harten Preiskampf bestehen zu können. (rebu, 17.8.2021)