Bild nicht mehr verfügbar.

Cardi B zeigt bei den BET-Awards, dass sie nicht nur über Sex rappt, sondern ihn auch hatte.

Foto: Getty Images for BET

Weil die Pandemiezeit in meinem Freundeskreis zur fröhlichen Fortpflanzung genutzt wurde, lernte ich in grafischen Details viel über Schwangerschaft und Geburt. Beides wird gesellschaftlich gern als fast mystisch-natürliches Erlebnis verkauft, das bitte nicht mit Informationen über Dammriss und postnatale Depression entzaubert werden soll.

Doch die Schattenseiten des Kinderbekommens brauchen einen öffentlichen Diskurs, und er wird in den letzten Jahren endlich stärker geführt, auch weil Stars sich mehr zu diesen Themen äußern. Man denke nur an die Fehlgeburt, die die amerikanische Model-Moderatorin und Ehefrau von Sänger John Legend, Chrissy Teigen, letztes Jahr erlitt, wenig später machte Meghan Markle, die Herzogin von Sussex, in einem Text für die "New York Times" publik, dass sie ihr Kind verloren hatte. Sie wollte Tabus brechen.

Chrissy Teigen wollte mit den Fotos und ihrer Stellungnahme zur Fehlgeburt zeigen, was so ein Erlebnis für Frauen bedeuten kann.

Denn obwohl Fehlgeburten vor der zwölften Schwangerschaftswoche jede dritte Schwangerschaft betreffen, wird öffentlich viel zu wenig darüber gesprochen.

Inszenierung von Schwangerschaft

Gleichzeitig lässt sich beobachten, wie Schwangerschaften immer stärker inszeniert werden; auch unter Normalos grassieren Gender-Reveal-Partys, Instagram-affine werdende Mütter gönnen sich Fotoshootings in Pastellfarben und lassen sich dabei von Stars wie Beyoncé, die sich in ihrer letzten Schwangerschaft als Fruchtbarkeitsgöttin inszenierte, inspirieren.

Auch das Musikvideo dient Popstars als Tool, um eine Schwangerschaft zu verkünden oder zu feiern. So nutzte Katy Perry ihr Video zu "Never Worn White", um die Ankunft der gemeinsamen Tochter mit Orlando Bloom anzukündigen, Ciara drehte ihr Video zu "Rooted" erst zwei Tage vor der Geburt ihres Kindes ab.

KatyPerryVEVO

Es geht aber nicht nur um Inszenierung: Cardi B, die bereits während ihrer ersten Schwangerschaft Musikvideos drehte und auf Festivals spielte, zeigt ihren zweiten Babybauch gerade aktuell im Video zu "Rumors", ihrer gemeinsamen Single mit Lizzo. Damit sagt sie, dass man auch schwanger ganz gut worken und twerken kann, nicht kürzertreten muss.

Lizzo Music

So glamourös wie Cardi B im Video sehen die meisten schwangeren Frauen zwar nicht aus, trotzdem tragen solche Auftritte dazu bei, dass der Anblick arbeitender Mamas in spe normalisiert wird. (Amira Ben Saoud, 18.8.2021)