Das sogenannte Caldor-Feuer in Nordkalifornien breitet sich rasch aus.

Foto: APA/AFP/Allison Dinner

Feuer und Löscharbeiten in Vilia im Nordwesten der griechischen Hauptstadt Athen.

Foto: imago images/ANE Edition

San Francisco – Mehr als 10.000 Feuerwehrleute kämpfen in Kalifornien gegen ein Dutzend größere Waldbrände an. Schnell um sich greifende Flammen im nördlichen Bezirk El Dorado County bedrohen Ortschaften und haben Tausende Anrainer in die Flucht getrieben. Das sogenannte Caldor-Feuer war nach Angaben der Feuerwehr innerhalb von 24 Stunden etwa um das Zehnfache angewachsen und erfasste Donnerstagfrüh (Ortszeit) eine Fläche von mehr als 260 Quadratkilometern.

Alle Feuer zusammen brannten nach Behördenangaben bisher mehr als 5.600 Quadratkilometer nieder. In der Ortschaft Grizzly Flats brannten eine kleine Schule und viele andere Gebäude ab, wie der "San Francisco Chronicle" berichtete. Nur wenige Häuser seien verschont geblieben. Zwei Menschen wurden bei der Evakuierung verletzt und mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat für die Region östlich der Landeshauptstadt Sacramento den Notstand ausgerufen, um auf diese Weise schnell Hilfe zu mobilisieren.

Außer Kontrolle

Trotz eines Großeinsatzes der Feuerwehr war der Waldbrand, der vor knapp einer Woche begonnen hatte, am Donnerstag noch völlig außer Kontrolle. Die Feuerwehr verwies auf gefährliche Bedingungen wegen extrem trockener Vegetation und heftiger Winde. Die Umweltbehörden stuften die Luftqualität an Dutzenden Messstationen als "ungesund" ein. Wegen Waldbrandgefahr und Rauchbelastung wurde der Nationalforst El Dorado für Wanderer und andere Besucher gesperrt. Die Schließung ist zunächst bis Ende September vorgesehen.

Auch im Lake County, rund 200 Kilometer nördlich von San Francisco, wurden Tausende Menschen angewiesen, vorsichtshalber ihre Häuser zu räumen. Das sogenannte Cache-Feuer soll dort mehrere Gebäude erfasst haben.

Der Westen der USA und Kanadas wird seit vielen Wochen von einer Serie von Waldbränden heimgesucht. Das sogenannte Dixie-Feuer in Nordkalifornien wütet seit Mitte Juli und hat dort nach Angaben der Brandschutzbehörde Cal Fire bisher mehr als 2.700 Quadratkilometer Fläche niedergebrannt. Das zweitgrößte Feuer in der Geschichte Kaliforniens ist auch nach wochenlangem Einsatz der Feuerwehr erst zu gut einem Drittel unter Kontrolle. Es hat über 1200 Gebäude zerstört und die frühere Goldgräberstadt Greenville weitgehend niedergebrannt.

Feuer im Westen Athens tobt weiter

Auch in Europa halten Brände die Feuerwehr weiter in Atem. Griechische und polnische Feuerwehrleute haben die Ortschaft Vilia im Westen Athens gegen einen seit Tagen tobenden Brand verteidigt und die Ortschaft mit rund 3.000 Einwohnern gerettet. Der griechische Rundfunk berichtete über die erfolgreiche Löschaktion in der Nacht auf Donnerstag. "Wir hoffen, heute die Brände unter Kontrolle zu bringen", sagte der Gouverneur der Region, Giorgos Patoulis.

Am Mittwoch hatte sich der Wind gedreht – ein riesiges Flammenmeer hatte von den umliegenden Bergen aus Kurs auf die Ortschaft genommen.

Mehrere Hubschrauber und Löschflugzeuge versuchten am Donnerstag mit dem ersten Tageslicht weiter, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Dieser ist nach Angaben des Ministers für Bürgerschutz, Michalis Chrysochoidis, schwer löschbar: Es gebe keine Straßen oder Schneisen, auf denen die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen die Brände auf den hohen Bergen der Region Vilia erreichen könne, die dicht mit Pinien bewaldet sind.

Italien kämpft gegen die Flammen

Die Brände in Italien lodern in mehreren Teilen des Landes weiter. Am Donnerstagmorgen berichtete die Feuerwehr in dem Mittelmeerland von ungefähr 1.325 Einsätzen in den zurückliegenden 24 Stunden. In den meisten Fällen handelte es sich den Angaben zufolge um Wald- und Buschbrände. Stark betroffen ist dabei auch Kalabrien.

In der Region an der italienischen Stiefelspitze brannte es in den vergangenen Wochen an zahlreichen Stellen, vor allem um den geschützten Aspromonte-Nationalpark herum. Trotz des Einsatzes von Löschflugzeugen seien die Feuerfronten teilweise immer noch groß, berichtete der Park-Präsident am Mittwochabend auf Facebook.

Seit Ende Juli verbrannten vor allem in Süditalien und auf den Inseln Sizilien und Sardinien Tausende Hektar an Wald- und Vegetationsflächen. Trockenheit, Hitze und starke Winde sorgten oft dafür, dass sich die Brände schnell ausbreiten konnten. Hinter vielen Feuern steckt aus Sicht der Behörden Brandstiftung. Die Polizei nahm bereits mehrere mutmaßliche Brandstifter fest. Der ersehnte Regen, der zur Beruhigung der Lage beitragen könnte, bleibt nach Wetterprognosen für einen Großteil Süditaliens indes weiter aus.

Einsatzkräfte erzielten Fortschritte in Frankreich

Im Kampf gegen die großflächigen Waldbrände in Südfrankreich haben die Feuerwehrkräfte Fortschritte erzielt. Die Ausbreitung des Feuers habe eingedämmt werden können, örtlich loderten die Flammen aber wieder auf, teilte die Präfektur in der Mittelmeerstadt Toulon am Donnerstag mit.

Am Vorabend hätten rund 2.000 Menschen auf einen der geräumten Campingplätze zurückkehren können. Die Polizei begleitete die 520 Autos der Urlauber, da etliche Straßen in der Region weiter gesperrt sind. Insgesamt wurden rund 7.500 Camper und Bewohner von in der Natur gelegenen Villen im bergigen Hinterland der Bucht von Saint-Tropez evakuiert.

8.100 Hektar Gelände wurden seit dem Ausbruch der Waldbrände am Montag ein Raub der Flammen, so die Präfektur. 1.100 bis 1.200 Feuerwehrleute mit 250 Fahrzeugen kämpften weiter gegen die Feuer. Allein am Mittwoch flogen Löschflugzeuge und Hubschrauber 789 Einsätze. Weitere Opfer gab es nicht, nachdem am Mittwoch zwei Tote entdeckt und 26 Leichtverletzte gezählt worden waren.

Unter Kontrolle brachte die Feuerwehr unterdessen einen weiteren Brand in der Nähe des südfranzösischen Weinorts Beaumes de Venise in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur. 250 Hektar Fläche seien von den Flammen zerstört worden, Menschen und Gebäude hätten aber vor Schäden gerettet werden können, teilte die Präfektur in Avignon mit. (APA, red, 19.8.2021)