Es könnte wieder ein Comeback der Maske geben – derzeit wird unter anderem über eine erneute Ausweitung der Maskenpflicht diskutiert. Auch etwaige Zutrittsberechtigungen nur für Geimpfte stehen im Raum.

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Zwei Tage in Folge meldete das Gesundheitsministerium österreichweit mehr als 1200 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2. In 14 Bezirken Österreichs ist die Sieben-Tage-Inzidenz an Corona-Neuinfektionen mit Donnerstag auf über 100 Fälle pro 100.000 Einwohner gestiegen, darunter die Landeshauptstädte Salzburg (134,5), St. Pölten (121,7), Graz (109,2) und Wien (101,6).

Noch sind etwaige Maßnahmenverschärfungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus nur im Gespräch – die geltende Drei-G-Regel wurde gerade erst verlängert. Zu den meisten Freizeit-, Gastronomie- und Kultureinrichtungen sowie Veranstaltungen erhält weiterhin Zutritt, wer geimpft, getestet oder genesen ist. Doch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ließ nun schon mehrfach anklingen, wo die Reise hingehen könnte.

So könnten ab Oktober, wenn das Infektionsgeschehen es nötig macht und andere Maßnahmen ausgeschöpft wurden, Zutrittsbeschränkungen für Ungeimpfte kommen. Wieder mehr verpflichtendes Masketragen in Innenräumen und eine Verschärfung der Abstandsregeln könnten ebenso bald gelten, sagte Mückstein am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Mehr Intensivpatienten

Jedenfalls beobachte man die Lage "sehr genau". Denn immer mehr Experten kämen zu der Einschätzung, dass es in den nächsten Wochen und Monaten auch wieder zu einer stärkeren Belastung auf den Intensivstationen kommen könnte. Beispielsweise rechnet das Covid-Prognosekonsortium, das die Regierung berät, in den nächsten 14 Tagen mit einer Verdoppelung der Covid-Patienten auf Intensivstationen. "Da hat sich die Einschätzung in den letzten Wochen verändert", meinte Mückstein. Und dies sei ein Zeichen, dass man reagieren müsse.

Was bedeutet der Anstieg der Anzahl an Intensivpatientinnen und -patienten im Detail? Noch ist laut Ages-Dashboard kein Engpass in Sicht: Die 60 Personen, die Stand 18. August österreichweit mit einer Covid-Erkrankung ein Intensivbett brauchten, machen lediglich drei Prozent aller Intensivpatienten in Österreich aus. Am Mittwoch waren rund 56 Prozent der Betten von Personen ohne Corona-Infektion belegt, 41 Prozent waren also frei.

150.000 Personen mit Symptomen

Rundrufe in Spitälern in den vergangenen Tagen haben ergeben, dass der überwiegende Teil der Intensivpatienten ungeimpft ist. Wie viele Personen generell Symptome jeglichen Grades entwickelt haben, zeigt der am Donnerstag veröffentlichte Ages-Bericht zu den Impfdurchbrüchen, der von nun an wöchentlich erscheinen soll. Seit Anfang Februar waren das demnach in Österreich 2.871 vollständig geimpfte Personen. Die Zahl der laborbestätigten Fälle bei Personen ab zwölf Jahren lag in dem Zeitraum bei 227.178. Symptome hatten rund 150.000 davon.

Der Ages-Bericht zu Impfdurchbrüchen legt dar, dass unter den Zwölf- bis 17-Jährigen in dem besagten Zeitraum 21.017 neue Fälle nachgewiesen wurden (12.086 mit Symptomen), 14 der Infizierten waren vollständig geimpft. Unter den 18- bis 59-Jährigen gab es 169.923 Neuinfizierte, 2.173 hatten bereits beide Stiche erhalten. Von 36.238 Personen im Alter von 60 plus, denen eine Neuinfektion nachgewiesen wurde, waren 684 vollständig immunisiert.

Über 90 Prozent wirksam

Die geschätzte Impfeffektivität liegt bei den über 40-Jährigen laut Ages-Bericht bei über 90 Prozent. Für Jüngere wurde dieser Wert aber noch nicht berechnet – wegen des noch zu geringen Anteils vollständig Geimpfter in dieser Altersgruppe.

Berechnungen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zufolge wurden von Februar bis Juli österreichweit 5.790 Krankenhausaufenthalte vermieden, davon 2.278 Aufenthalte in Intensivstationen. Zudem seien 2.177 Todesfälle vermieden worden.

Nach Auskunft des Gesundheitsministeriums ist es nicht möglich, am selben Tag, an dem die Neuinfektionen gemeldet werden, zu sagen, wie viele dieser positiv Getesteten auch vollständig geimpft sind. Zwar gebe es die Verknüpfung zwischen Epidemiologischem Meldesystem und E-Impfpass, allerdings müsse die dadurch eruierte Zahl noch nachkontrolliert werden. Dass der Anteil Geimpfter mit Infektion gestiegen sei, habe damit zu tun, dass auch die Zahl der Geimpften gestiegen sei und dass man inzwischen auch bei bestimmten Personengruppen davon ausgehe, dass der Impfschutz nach einem halben Jahr brüchig werde, wie es aus dem Ministerium hieß.

Off-Label-Use empfohlen

Wie berichtet, empfiehlt das Nationale Impfgremium Personen ab 65 Jahren sowie Risikopatientinnen und -patienten und den bisher nicht mit mRNA-Impfstoffen von Pfizer oder Moderna Geimpften, sich nach sechs bis neun Monaten eine Auffrischungsimpfung mit ebenjenen Impfstoffen zu holen – obwohl das eine Off-Label-Verwendung ist, wie Impfexperte Herwig Kollaritsch dem STANDARD dargelegt hat. Diese Auffrischungen dürften wie berichtet nun früher starten als Mitte Oktober. (Gudrun Springer, 19.8.2021)