Weil viel Karton von Onlinehändlern im Restmüll und nicht in dafür vorgesehenen Depots landet, sind die Preise zuletzt stark gestiegen.

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Kräftig gestiegene Kosten für Energie, Zellstoff, Chemikalien und Logistik gehen auch an einem vergleichsweise fitten Konzern wie die Mayr-Melnhof Karton AG nicht spurlos vorüber. Die in der Steiermark verwurzelte Gruppe, die zu den weltgrößten Herstellern von Karton auf Recyclingpapierbasis zählt und darüber hinaus führender Produzent von Faltschachteln ist, muss für das erste Halbjahr einen deutlichen Gewinnrückgang ausweisen.

Trotz eines leicht höheren Umsatzes von 1,28 (nach 1,26) Milliarden Euro schrumpfte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Jänner bis Juni um mehr als ein Viertel von 211,7 auf 155,5 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) verschlechterte sich um 24,8 Prozent auf 92,1 Millionen Euro, die operative Marge – Kennzahl für die Profitabilität – ermäßigte sich von 9,7 auf 7,1 Prozent.

Preiserhöhungen ab Herbst

Dabei sei die Nachfrage in beiden Divisionen weiterhin sehr stark, was nicht zuletzt mit der wieder kräftig angesprungenen Konjunktur zu tun habe, wie Mayr-Melnhof-Chef Peter Oswald bei der Präsentation der Halbjahresbilanz am Donnerstag hervorstrich. Fakt aber sei, dass in der Kartondivision gestiegene Kosten nicht sofort an die zumeist langjährigen Kunden weitergegeben werden könnten, sondern erst nach Auslaufen bestehender Verträge – in der Regel nach sechs oder zwölf Monaten.

Eine Preiserhöhung habe man Anfang Sommer durchsetzen können, eine weitere werde ab Oktober folgen, kündigte Oswald an. Um wie viel? Dazu wollte der CEO aus Wettbewerbsgründen nichts sagen.

Die starke Nachfrage bei Karton sei einerseits auf eine Wiederbestückung der während der Pandemie reduzierten Lieferkette zurückzuführen, habe andererseits aber auch damit zu tun, dass sich Kunden infolge steigender Lieferzeiten Mengen sichern wollten. Trotz des Booms im Onlinehandel, der mit steigendem Bedarf an Verpackungskarton einhergeht, hat ein Engpass bei Recyclingkarton zu einem Engpass und zu deutlich höheren Preisen geführt. Gerade auf Recyclingkarton ist Mayr-Melnhof in der Produktion aber angewiesen.

Verpackung im Restmüll

Viel Verpackungsmaterial lande im Restmüll und sei somit für das Recycling verloren. Mit minus 44,3 Prozent auf 33 Millionen Euro war der Einbruch beim Betriebsergebnis der Sparte MM Board & Paper (vormals MM Karton) denn auch stärker als bei MM Packaging (Faltschachteln) mit minus 6,6 Prozent auf 59,1 Millionen Euro. Höhere Kartonpreise bedeuteten auch eine neuerliche Kostenbelastung für MM Packaging, die ihrerseits erst zeitversetzt weitergegeben werden könnten.

Große Hoffnungen setzt Oswald in zwei Großakquisitionen im Kartonbereich, die Anfang August abgeschlossen wurden. Die Integration von Kotkamills in Finnland und Kwidzyn in Polen bringe eine deutlich Kapazitätssteigerung. (Günther Strobl, 20.8.2021)