Brachen während des ersten Lockdowns die Fahrgastzahlen beim öffentlichen Verkehr dramatisch ein, haben sie sich inzwischen wieder erholt. Durch die Einführung des Klimatickets rechnet man nun mit einem deutlichen Anstieg.

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Vor der Corona-Pandemie waren die Öffis ziemlich beliebt – zumindest in Wien und im Vergleich zu den Fahrgastzahlen Anfang 2020. Vor Corona wurden in Wien zwischen 2014 und 2019 rund 38 Prozent aller Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Der Pkw-Anteil am Modal Split, der Verteilung der einzelnen Verkehrsmittel am Gesamtaufkommen, lag bei 27 Prozent.

Für ganz Österreich gibt es hierfür keine aktuellen Zahlen. Der letzten Erhebung nach, die 2014 stattgefunden hat, wurden 18 Prozent der Wege mit Öffis zurückgelegt, 46 Prozent mit dem Auto.

ÖBB bis minus 90 Prozent

Am 16. März 2020 wurde in Österreich der erste Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verhängt. Der Autoverkehr ging dadurch kurzfristig um rund 57 Prozent zurück, die ÖBB berichtet von einem Rückgang bei den Fahrgastzahlen von bis zu 90 Prozent. Gerade die öffentlichen Verkehrsmittel wurden wegen der Angst vor einer Ansteckung besonders stark gemieden. Nach wenigen Wochen haben sich die "Zahlen aber rasch wieder stabilisiert", heißt es von der ÖBB.

"Die Anzahl der Bahnreisenden ist im Jahr 2020 österreichweit um 39,2 Prozent auf 192,2 Millionen Fahrgäste zurückgegangen – im Jahr 2019 waren es 316,4 Millionen. Da der Rückgang im Fernverkehr stärker war als im Nahverkehr, sind die mit der Bahn zurückgelegten Personenkilometer noch stärker – um 44,6 Prozent – zurückgegangen", erklärt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) und beruft sich dabei auf Daten der Schienen-Control.

Internationaler Vergleich

In einer Erhebung von 26 europäischen Staaten gingen von 2019 auf 2020 die Personenkilometer im Schienenverkehr um 48 Prozent zurück, mit 65 Prozent am stärksten in Irland und Großbritannien.

Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass "der Rückgang der Jahreskarten-Benutzer eher gering war. Die meisten dieser Fahrgäste waren bald wieder regelmäßig unterwegs", erklärt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder.

Bei den Wiener Linien gab es, über das Jahr 2020 gesehen, um rund 40 Prozent weniger Fahrgäste, und die Jahreskartenbesitzer gingen von 852.000, die man im Rekordjahr 2019 noch zählte, um 33.000 zurück.

Modal Split in Wien

Im Modal Split fielen die Öffis 2020 in Wien von 38 auf 27 Prozent, der Autoanteil blieb konstant bei 27 Prozent – der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege stieg dafür von 28 auf 37 Prozent, und auch der Anteil der Radfahrer legte um zwei Prozentpunkte auf neun Prozent zu.

Durch das Klimaticket wird nun abermals eine große Wende erwartet. Bei der ÖBB, deren Fahrgastzahlen aktuell noch unter jenen von 2019 liegen, erwartet man sich "eine deutliche Zunahme".

Bei den Wiener Linien rechnet man nicht nur mit einer Zunahme der Fahrgastzahlen, sondern hofft sogar auf diese, völlig unabhängig davon, wie rasch der Verkehrsverbund Ostregion nun ebenfalls Partner beim Klimaticket wird, und betont, das Netz kontinuierlich weiter ausbauen zu wollen, auch um einpendelnde Menschen noch besser bedienen zu können.

Der VCÖ stößt ins gleiche Horn, sieht "im Klimaticket einen Anreiz, häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren" – auch in den Urlaub, der so günstiger wird. (Guido Gluschitsch, 20.8.2021)