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Close war nicht nur Fotograf und Maler, er arbeitete auch mit verschiedenen Drucktechniken und widmete sich zuletzt auch der Tapisserie.

Foto: Charles Sykes / Invision / AP

Ende der Sechzigerjahre sorgte Chuck Close mit überlebensgroße Grisaille-Porträts, die er mittels Rastertechnik von Fotos in Malerei übertrug, für Aufsehen. Sein Big Self-Portrait (1967–68) zeigt ihn in leichter Untersicht: Zerzauste Haare, schwarzumrahmte Brille, rauchende Tschick im Mund, Dreitagebart und Brusthaare, die sich dynamisch über den nackten Oberkörper kringeln. Hungrig nach Erfolg sieht er aus. Liegt in seinem Blick Selbst- oder Unsicherheit?

"Big Self-Portrait"(1967–68) von Chuck Close, Ausstellungsansicht.
Foto: imago/ZUMA Press

Damals malte er Porträts von sich, seiner Familie und seinen Freunden, zu denen auch der Komponist Philip Glass (Phil, 1969), sein Klassenkollege in Yale, der Bildhauer Richard Serra (Richard, 1969) oder der Maler Mark Greenwold gehörten. Letzeren sollte er 1979 dann in Farbe und gewohnter Riesenhaftigkeit porträtieren. In den 1970ern löste sich seine Arbeit vom realistischen Aspekt des Fotorealismus, einem Begriff, mit dem er ohnehin wenig anfangen konnte. Close experimentierte stärker mit der Idee des Rasters, machte es sichtbar – viele seiner Arbeiten stehen dem Pointillismus, also einem postimpressionistischen Stil von der Arbeitsweise her näher als dem Abstrakten Expressionismus eines Pollock, in dessen Tradition Close sich eigentlich selbst sah.

Studierte in Wien

Das ist aber kein Widerspruch: So technisch die Malereien auch angelegt sind, ihnen wohnt eine Unberechenbarkeit inne, als würden die Porträtierten aus dem Bild springen, ließe man sie kurz aus den Augen.Charles Thomas Close wurde am 5. Juli 1940 im Bundesstaat Washington geboren. Im Alter von elf Jahren verlor er seinen Vater und wurde von seiner Mutter aufgezogen, einer klassischen Pianistin. Close war nicht nur Fotograf und Maler, er arbeitete auch mit verschiedenen Drucktechniken und widmete sich zuletzt auch der Tapisserie. In den 1960ern hielt er sich ein Jahr im Rahmen eines Fulbright-Stipendiums in Wien auf und studierte an der Akademie der bildenden Künste.

Gesichtserkennungsschwäche

Gesundheitliche Probleme zogen sich seit seiner Kindheit durch seine Biografie und bereicherten seine Arbeit mehr, als dass sie ihr im Weg standen: Seine Gesichtserkennungsschwäche sorgte dafür, dass er sich überhaupt erst für Porträts zu interessieren begann, 1988 war er für einige Zeit rechtsseitig querschnittsgelähmt und malte in der Rehabilitationsphase mit Pinseln, die ihm an den Händen befestigt wurden – unter anderem ein berühmtes Porträt der Fotografin Cindy Sherman, das zehn Jahre später um 1,2 Millionen Dollar verkauft werden sollte. 2017 wurde Close von mehreren Frauen der sexuellen Belästigung bezichtigt; er entschuldigte sich. Am Donnerstag ist der Maler im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit im Bundesstaat New York an Herzversagen verstorben, wie einer seiner Galerien bestätigte. (Amira Ben Saoud, 21.8.2021)