iMessage in der Kritik – von Apple selbst.

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Es sind Worte, wie man sie in dieser Härte nur selten hört. iMessage sei die "beste Plattform für Kinderpornografie", urteilt jemand, der es eigentlich wissen müsste: Ausgerechnet Apples eigener Antibetrugschef Eric Friedman kam in einer Diskussion mit einem Kollegen zu diesem vernichtenden Urteil.

Offenlegung

Dass dies nun an die Öffentlichkeit kommt, ist dem Verfahren von Epic Games gegen Apple zu verdanken, in dessen Rahmen die betreffende Diskussion in die Akten aufgenommen wurde. Bei "The Verge" hat man sich durch die Gerichtsmaterialien gegraben und dabei – unter anderem – die entsprechende Passage aufgespürt. Das Gespräch ist noch relativ aktuell, es wurde im Februar 2020 geführt, und das passenderweise auch gleich via iMessage.

In der zitierten Passage zeigt sich der ebenfalls bei Apple beschäftigte Gesprächspartner zunächst über Friedmans Aussage verblüfft und fragt zur Sicherheit noch einmal nach, ob die Verbreitung solcher Materialien unter iMessage wirklich ein so großes Problem darstelle. Friedman beantwortet dies mit einem simplen "Ja".

Die betreffende Passage aus den Gerichtsdokumenten.
Grafik: Apple

Facebook ist umgekehrt

Auslöser dieser Gesprächssequenz war eine Diskussion über Facebook, in deren Verlauf das Gegenüber feststellte, dass sich Facebook nur um Vertrauen und Sicherheit kümmere, bei der Privatsphäre aber furchtbar sein. Friedman antwortete darauf zunächst, dass es bei Apple genau umgekehrt sei, dass also nur Privatsphäre zähle und man alles andere vernachlässige.

Tatsächlich zeigen öffentlich verfügbare Zahlen, dass Apple in der Vergangenheit auffällig wenige Meldungen von Child Sex Abuse Material (CSAM) vorgenommen hat, gerade einmal 265 Stück waren es im Jahr 2020. Zum Vergleich: Facebook hat im selben Zeitraum 20,3 Millionen Meldungen vorgenommen. Nun sind die beiden Firmen natürlich nicht direkt zu vergleichen, trotzdem wirft dies angesichts der zahlreichen Plattformen, die Apple betreibt, die Frage auf, wie viel hier unentdeckt bleibt. Facebook scannt bereits seit Jahren – ähnlich wie andere große Betreiber wie Google oder Microsoft – auf seinen eigenen Servern aktiv nach solchen Inhalten. Doch auch Snapchat und TikTok melden um ein Vielfaches mehr an solchen Bildern im Vergleich zu Apple.

Umdenken

Unklar bleibt, ob ein Zusammenhang mit aktuellen Ankündigungen von Apple besteht, also ob Friedman mit seiner Meinung ein Umdenken innerhalb des Konzerns bewirkt hat. Immerhin hat Apple gerade erst eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung von CSAM verkündet – darunter auch eine, die sich explizit mit iMessage beschäftigt. So soll künftig eine lokale KI sämtliche Bilder analysieren und in dem Fall, dass Minderjährigen pornografisches Material zugeschickt wird, Alarm schlagen.

Bei 13- bis 17-Jährigen soll das so aussehen, dass zunächst die Heranwachsenden selbst gewarnt werden, der Inhalt also nicht direkt angezeigt wird. Bei noch jüngeren iMessage-Usern sollen in so einem Fall hingegen direkt die Erziehungsberechtigten informiert werden. Parallel dazu sollen in einem zweiten Schritt sämtliche lokalen Bilder auf bekannte Darstellungen von Kindesmissbrauch geprüft werden, wenn die iCloud-Backup-Funktion aktiv ist. Gerade das hatte in den vergangenen Wochen für einige Aufregung gesorgt. (red, 20.8.2021)