"Eraser Mountain": Toshiki Okada baut eine lakonische Wirklichkeit mit Hierarchien, an deren Spitze nicht immer Menschen stehen.

Foto: Yurika Kono

"Genau in dem Moment, wenn man einen Satz ausgeschrieben hatte, der einem gefiel, blieb der Computer stehen, der Bildschirm wurde plötzlich pechschwarz."

Der Mann, der hier dieses Schreckensszenario für jede schreibende Person zeichnet, ist der japanische Regisseur und Dramatiker Toshiki Okada. In seinem jüngsten Stück Eraser Mountain hinterfragt er die hierarchische Stellung des Menschen in der Welt, setzt sich mit dem Begriff der Zeit und der Abwesenheit von Publikum auseinander.

Auch die Beziehung zu Dingen wird untersucht: So findet sich im bunt-chaotischen Bühnenbild des Künstlers Teppei Kaneuji, der seine Werke oft aus gesammelten Gebrauchsgegenständen entstehen lässt, auch eine kaputte Waschmaschine, durch deren Ersatzteile sich die Darsteller bewegen.

Gern gesehener Gast

Beeinflusst von der Tsunamikatastrophe 2011 und der darauffolgenden künstlichen Anhebung des Küstengebiets in Japan, ist der Eingriff des Menschen in die Natur auch ein Thema in Eraser Mountain.

Okada ist bereits zum fünften Mal bei den Festwochen zu Gast. Die ersten deutschsprachigen Inszenierungen, die der Regisseur zu Gesicht bekam, waren jene von Castorf und Pollesch.

Gut fünfzehn Jahre ist das nun her. Seither ist Okada gern gesehener Gast. Vor allem unter der Intendanz von Matthias Lilienthal zog es ihn immer wieder auch nach Mannheim, Berlin oder München.

Im Jahr 2020 sorgte seine Opening Ceremony im Münchner Olympiastadion zum Abschied von Lilienthals Intendanz in den dortigen Kammerspielen für Aufsehen und galt als Kommentar zu den pandemiebedingt abgesagten Olympischen Spielen in Japan.

Ebenfalls bekannt ist er für sein 1997 gegründetes Ensemble chelfitsch, dessen Stücke er selbst schreibt und inszeniert. Als Sprachrohr für eine "lost generation" in Japan ist Okada auch als Schriftsteller aktiv. Sein Roman Die Zeit, die uns noch bleibt erschien 2012. (kst, 21.8.2021)