Manuela Raidl und Sebastian Kurz beim Puls-24-"Sommergespräch".

Foto: Puls 24 / Chris Glanzl

Ein Feldweg durch die Weingärten bei Pulkau, eine Moderatorin, ein in Jeans, Freizeitsakko und offenem Hemd noch immer sehr jugendlich wirkender Bundeskanzler, der ein bisserl über seinen Urlaub und seine im Herbst bevorstehende Vaterschaft spricht. Der Papamonat wäre schön, aber leider nichts für ihn. Die Beschäftigung der Justiz mit politischen Fragen – eher nicht so schön, aber längst kein Einzelfall mehr, wenn er Vergleiche mit anderen Regierungschefs zieht.

Und wie war das mit seiner Jugend, ob er sich da noch erinnern könne, ins U4 gegangen zu sein, fragt Moderatorin Manuela Raidl. Klar kann sich Sebastian Kurz noch daran erinnern, wäre ja problematisch, wenn ein 34-Jähriger seine Jugend vergessen hätte; und er wohnt ja immer noch fünf Minuten vom U4, auch wenn er keine Zeit mehr hat hinzugehen. Es macht den Charme dieses Puls-24-Sommergesprächs aus, dass Raidl geschickt zwischen derartiger Oberflächlichkeit und Grundsatzfragen wie der durchaus differenzierten ideologischen Positionierung des Kanzlers hin- und herwechselt. Ein Konservativer sei er "wohl am wenigsten", sagt der Kanzler über die verschiedenen Strömungen der Volkspartei, christlichsozial und liberal träfe es wohl eher. Und die Liberalität stoße eben an Grenzen, wenn die Mehrheit der über 40.000 in Österreich aufgenommenen afghanischen Jugendlichen es für richtig halte, Gewalt anzuwenden, wenn ihre Religion beleidigt werde.

Dann geht es schon weiter zu den nächsten Sommerthemen – und da überrascht Kurz wirklich, als er Bruno Kreisky zu seinen Vorbildern rechnet. (Conrad Seidl, 22.8.2021)