Paul Janacek, Flottenmanager der Post AG, in seinem Element. Die Umstellung der 10.000 Fahrzeuge auf E-Mobilität ist genau das, was ihn antreibt und freut.

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Das Paketgeschäft der heimischen Post mit einem Marktanteil von fast 60 Prozent boomt. 166 Millionen Packerln wurden im Vorjahr befördert, heuer zum Halbjahr betrug das Plus 20 Prozent und hat wesentlich zum über 114 Prozent gesteigerten Betriebsergebnis (203,4 Millionen Euro) beigetragen. Das Unternehmen investiert jetzt nicht nur weiter in Logistikzentren und sucht aktuell rund 670 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Schwerpunkt Logistik, sondern ist auch mittendrin in der Umstellung der Flotte mit 10.000 Fahrzeugen auf E-Mobilität.

Bis 2030 soll kein Verbrennungsmotor mehr auf der Straße sein, erklärt Flottenmanager Paul Janacek. Je über 1000 Autos und Bikes sowie Mopeds sind bereits umgestellt, heuer sollen je 600 dazukommen. Schon 2024 soll überhaupt kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mehr beschafft werden. Rund 200 Millionen Euro fließen in den Ausbau der Lade-Infrastruktur.

Belastbarer und langlebiger

Ist das also ein teures Großprojekt? Ja, die Fahrzeuge seien zwei- bis dreimal so teuer in der Beschaffung, sagt Janacek. Allerdings lägen die Betriebskosten nur bei der Hälfte von "Verbrennern". Ein "riesiger Prozesskostenvorteil", sagt er und nennt die Eckdaten auf 100 Kilometer: zehn bis zwölf Liter Diesel um je zwölf Euro gegen 25 bis 35 Kilowattstunden zu je drei bis vier Euro bei etwa 8,5 Millionen Pkw-Kilometern im Vorjahr. Zudem wären bei den ständigen Stop-and-gos elektrisch betriebene Fahrzeuge wesentlich belastbarer und langlebiger.

Janacek kommt ins Schwärmen, wenn er in die Tiefe der Betriebswirtschaft geht, wenn er neue Software für die Ladestationen, um gleichzeitig mehr Fahrzeuge aufzuladen, die Kette der Nachhaltigkeit, wie etwa den Ausbau der Photovoltaik, beschreibt – aber auch was das Image des attraktiven Arbeitgebers mit umfangreichen Nachhaltigkeitsagenden betrifft. Janacek: "Das ist ein großer Vorteil bei unserer Fachkräftesuche, wir können sagen: Kommt und schaut, wir tun es wirklich, wir sagen es nicht nur."

Bedenken aus den Weg geräumt

"So ökologisch wie irgendwie möglich zu arbeiten", das beschreibt er auch als seine Freude im Job. "Da erkenne ich den Sinn, das ist mein Thema", so der 1976 geborene Vater zweier kleiner Kinder. Er habe den Vorteil, "vom Reden wirklich ins Tun zu kommen, das ist ein sehr schöner Antrieb".

Und gab es keinen Widerstand unter den 9.500 Zustellerinnen und Zustellern gegen die E-Mobilität? Anfangs waren Bedenken wegen Reichweite, Funktionieren bei tiefer Temperatur (Minusgrade) oder in schwierigem Gelände da, konstatiert der Flottenchef. "Jetzt will es aber niemand mehr hergeben", so Janacek. Wiewohl: Die Lernkurve sei hoch, alpines Gelände sei noch eine Hausaufgabe, und bei den Lkws sei die Wasserstoffstrategie noch nicht auf der Piste. (kbau, 24.8.2021)