Der polnisch-kanadische Pianist Jan Lisiecki sprang in Grafenegg für Hélène Grimauf ein.

Foto: Christoph Köstlin/Grafenegg

Das Festival Grafenegg hatte es heuer nicht gerade leicht. Erst musste die Grafenegg Academy wegen eines Covid-Falls abgebrochen werden, selbiges traf den Wiener Singverein beim Verdi Requiem, und nun musste Hélène Grimaud ihren Auftritt aufgrund der Reiseeinschränkungen absagen. Sie hätte Schumanns Klavierkonzert spielen sollen. Glücklicherweise war rasch Ersatz gefunden. Der polnisch-kanadische Pianist Jan Lisiecki (26), der das Meisterstück ebenfalls im Repertoire hat, sprang ein.

Zu dessen Markenzeichen gehören der elegante Klang und das expressive Spiel. Das kommt auch Schumann zugute, vor allem bei den zarten Passagen. Was Lisiecki hingegen vermissen lässt, sind das Brodelnde und das Abgründige der Musik. So bleibt das Konzert über weite Strecken harmlos.

Geniales Panoptikum

Ganz anders Schuberts Große C-Dur-Symphonie. 60 Minuten dauert das Werk, das das Tonhalle-Orchester Zürich unter Paavo Järvi als geniales Panoptikum der Schubert’schen Klänge und Motive interpretiert, vom Ruf der Hörner zu Beginn bis zum stürmischen Galopp im Finale. Dazwischen hört man erhabene Naturklänge, mitreißend-romantischen Elan, Heiterkeit und Wehmut. Den idealen Opener lieferten The Erlkings im Schlosshof von Grafenegg. Mit im Gepäck hatten sie Lieder von Schubert und Schumann, bearbeitet für Gitarre, Cello, Tuba und Schlagwerk. Gesungen wurde auf Englisch von Bandleader Bryan Benner. Genialer, mitreißender Sound, bei dem sogar die Krähen am Himmel zum Jubelgesang anstimmten. (Miriam Damev, 24.8.2021)