
Seit Jahren bemängelt die Bafin bei N26 die Maßnahmen gegen Geldwäsche.
Einfach und intuitiv zu bedienen, lautet eines der Zauberworte, mit denen Internetkonzerne bei Kunden punkten. Auch die 2013 gegründete Berliner Smartphonebank N26 wirbt mit einer Kontoeröffnung innerhalb weniger Minuten – ein Angebot, das bereits etwa sieben Millionen Kunden in Anspruch genommen haben. Allein, die deutsche Finanzaufsicht Bafin bekrittelt bereits seit Mai 2019 wiederholt Mängel in der Organisation und bei der Bekämpfung von Geldwäsche der Onlinebank. Nun ist den Aufsehern offenbar der Geduldsfaden gerissen.
Gegenüber N26 sollen sie laut einem Handelsblatt-Bericht mit dem Säbel gerasselt und der Smartphonebank mit einer Beschränkung des Neugeschäfts gedroht haben, sollte sie keine Fortschritte bei der Behebung der Mängel machen. Eine Umsetzung wäre ein schwerer Rückschlag für N26, schließlich ist es das starke Kundenwachstum, mit dem das noch nicht börsennotierte Start-up bei Investoren punkten kann und so ihre Bewertung immer weiter in die Höhe schraubt. Bei der bisher letzten Finanzierungsrunde vor gut einem Jahr wurde N26 mit 3,6 Milliarden Dollar bewertet.
Umgehend demonstrierten die zwei Gründer der Smartphonebank, die beiden Wiener Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, Kooperationsbereitschaft gegenüber der Bafin: Man sei sich der "besonderen Verantwortung als digitaler Pionier bewusst" und strebe eine "offene und konstruktive Beziehung" zur Aufsicht an. Zudem soll Bankchef Thomas Grosse künftig zusätzlich die Agenden des Risikovorstands übernehmen.
In der Kritik
Nach wiederholten Berichten, dass bei N26 möglicherweise mehr als tausend sogenannte Fake-Konten für illegale Geschäfts genutzt worden sein sollen, hat die Bafin, die im Wirecard-Skandal selbst stark in die Kritik geraten war, den Druck nun erhöht. Im Land Niedersachsen soll seit 2019 mehr als jeder zehnte Geldwäscheverdacht in Verbindung mit der Smartphonebank gestanden sein.
Im Mai hatte N26 eingeräumt, dass die kriminellen Aktivitäten im Onlinehandel seit Beginn der Corona-Pandemie zugenommen hätten. Betrüger würden Dritte dahingehend manipulieren, neue Konten zu eröffnen, um diese für betrügerische Zwecke zu verwenden. "Die Forderungen der Bafin zielen unter anderem darauf ab, diese Öffnung von Konten zu verhindern und illegale Finanztransaktionen schnellstmöglich zu identifizieren und zu blockieren", sagte ein Sprecher damals. Die Bank wollte mehr Mitarbeiter in der internen Kontrolle einstellen.
Für N26 flammt die neuerliche Diskussion um mangelhafte Geldwäschebekämpfung wohl zur Unzeit auf. Denn das Start-up soll an der nächsten Finanzierungsrunde, womöglich schon die letzte vor einem Börsengang, arbeiten. Dem Vernehmen nach sollen mehrere Hundert Millionen Dollar von Investoren eingesammelt werden, mit dem Ziel, die Bewertung dabei auf acht bis elf Milliarden Dollar zu hieven.
Gerüchte über Börsengang
Die Gerüchte über einen näher rückenden Börsengang hat zuletzt auch eine Personalentscheidung befeuert. Denn der neue Vorstand Jan Kemper hatte zuvor den deutschen Onlinemodehändler Zalando als Finanzchef an den Aktienmarkt geführt. An der Smartphonebank N26 sind derzeit Investoren wie der deutsche Versicherer Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur oder der chinesische Internetriese Tencent beteiligt. (aha, 24.8.2021)