Die Metallverarbeitungsindustrie hat gut gefüllte Auftragsbücher.

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Wien – Die Zeit ist aufseiten der Arbeitnehmervertreter. Je länger die Metaller-Herbstlohnrunde dauert, desto mehr steigen Energiepreise und Inflation – und mit ihnen die Abgeltung, auf die die Gewerkschafter pochen. Start der Verhandlungen ist am 23. September, traditionell mit dem größten Fachverband, der Metalltechnischen Industrie.

Entsprechend selbstbewusst treten der Chef der Produktionsgewerkschaft, Rainer Wimmer, und Karl Dürtscher von der Angestelltengewerkschaft GPA auf. "Der Konjunkturmotor brummt, und jetzt ist die Zeit der Verteilung." Bei der Dividendenausschüttung seien Maschinenbau- und Metallverarbeitungsunternehmen ebenso wenig knausrig gewesen wie Automobilindustrie und Stahlkocher. Und: Die Aussichten für 2022 seien noch besser, sagte Wimmer mit Verweis auf die Wifo-Konjunkturprognose, die heuer ein Wirtschaftswachstum (BIP real) von vier Prozent vorsieht und nächstes Jahr gar fünf Prozent.

Inflation steigt

Die für die Kollektivverträge der Metallindustrie maßgebliche Inflationsrate (September bis August) taxieren die Verhandler auf 1,7 Prozent im Durchschnitt. Angesichts des Preisauftriebs im Gefolge steigender Energiepreise ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Die prognostizierten Verbraucherpreise von 2,2 Prozent (für heuer) und 2,0 Prozent (2022) im Jahresdurchschnitt dürften eher nicht zu halten sein.

Die Arbeitgeberseite steht erwartungsgemäß auf der Bremse, drängt auf einen raschen Abschluss. Von einem breiten Aufschwung könne nicht die Rede sein, sagte der Obmann der Metalltechnischen Industrie, Christian Knill. Im besten Fall erreiche man heuer das Niveau des Jahres 2019, in dem man allerdings bereits einen leichten Abschwung verzeichnet hatte. Man möge deshalb "auf dem Boden der Realität bleiben", mahnte Knill via Salzburger Nachrichten unter Verweis auf teils massive Preissteigerungen bei Vormaterial, Rohstoffen, Transport und Energie.

Lieferketten

Hinzu kommen teils erhebliche Lieferverzögerungen – Stichwort Chip-Krise –, die zu erheblichen Preissteigerungen führten. Knill sieht aufgrund der relativ hohen Lohnstückkosten auch die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Teils könne man aufgrund der Probleme in der Materialbeschaffung Aufträge nicht annehmen, außerdem fehlten Arbeitskräfte, warnt ein Mitglied des Arbeitgeber-Verhandlungsteams, das nicht genannt werden wollte. Das Geschäft könnte besser sein, als es ist.

Wifo-Chef Christoph Badelt sieht die Arbeitnehmerseite aufgrund der Inflation aktuell in einer stärkeren Position als in den vergangenen Jahren. Die Reallohnsteigerungen seien niedriger gewesen als die Produktivitätssteigerungen. Das müsse nicht automatisch zu galoppierender Inflation führen, sagte Badelt in der ZiB 2, wenn mit Maß und Ziel verhandelt werde. Der Chefökonom der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein, hingegen sieht sehr wohl "Elemente einer Lohn-Preis-Spirale". (Luise Ungerboeck 24.8.2021)