Statt im Abschiebeflieger ist Familie I. vorerst auf dem Weg zurück nach Vorarlberg, berichten Unterstützer.

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Bei den Unterstützern von Familie I. hieß es Dienstagfrüh aufatmen: Statt im Flieger nach Nigeria befand sich die Mutter mit ihren vier Kindern auf dem Weg nach Vorarlberg. Das berichtet der Rechtsanwalt der Familie, Gregor Klammer, dem STANDARD. Auch die Schuldirektorin eines betroffenen Kindes, Elisabeth Erker, zeigte sich erleichtert. Seit Samstag befand sich die Familie in Schubhaft in Wien.

Die Mutter kam 2013 mit ihren beiden Kindern nach Österreich und stellte einen Asylantrag. Dieser wurde abgelehnt. Auch das Bundesverwaltungsgericht prüfte den Fall mehrmals. Zu einer Abschiebung kam es jedoch bis dato nicht. Zwei weitere Kinder wurden in Österreich geboren, alle vier besuchen eine Schule oder einen Kindergarten in Vorarlberg. Auch der Vater stellte einen Asylantrag, auch dieser wurde abgelehnt. Die Eltern leben mittlerweile allerdings getrennt.

Verfolgung drohe

Der älteste Sohn ist Autist und besucht eine Sonderschule. Schon vor einiger Zeit wurde eine Entwicklungsstörung diagnostiziert, vor etwa einem Jahr auch erhöhter Förderbedarf. Die Diagnose Autismus wurde jedoch erst vor wenigen Monaten gestellt und floss dementsprechend nicht in den jüngsten negativen Asylbescheid ein. Sie könnte auch der Grund sein, wieso der Fall nun offenbar erneut geprüft wird.

Zumindest wies Anwalt Klammer im am Montag neu eingereichten Asylantrag explizit auf die Diagnose hin, wie er mitteilte: Der Sohn hätte nicht nur keine Betreuungsmöglichkeiten in Nigeria, sondern wäre auch persönlicher Verfolgung ausgesetzt. Er würde Gefahr laufen, Opfer von sogenannten "Teufelsaustreibungen" zu werden. Einschlägige Vorgeschichten bezüglich gewaltvoller Voodoo-Rituale gibt es laut der Mutter bereits in ihrer Familie.

Von einem grundsätzlichen Abschiebestopp will Klammer aber noch nicht sprechen: Die Abschiebung sei vorerst nur nicht durchgeführt worden. Offizielle Informationen darüber, warum sie nun nicht durchgeführt wurde, hatte Klammer am Dienstagvormittag noch nicht.

Erleichterung bei Unterstützern

Die NGO Fairness Asyl, die die Familie unterstützte, schrieb, dass sie "sehr zufrieden mit der Entscheidung des BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Anm.), die Situation neu zu beurteilen", sei. Auch SOS Mitmensch freute sich darüber, dass die Familie nun auf dem Weg zurück "in ihre Heimat Vorarlberg" sei. Doch den Abschiebefall hätte es laut SOS Mitmensch so nie geben dürfen, denn die Mutter und die vier Kinder seien "längst in Österreich verwurzelt".

Auf eine entsprechende Anfrage, was sowohl den Status quo des konkreten Falles als auch die etwaige Abschiebung anderer Personen nach Nigeria betrifft, teilte das Innenministerium folgendes mit: "Sollten in Fällen geplanter Außerlandesbringungen etwaige neue Anträge gestellt werden bzw. Sachverhalte vorliegen die eine inhaltliche Prüfung verlangen, so besteht die Möglichkeit, dass geplante Außerlandesbringungen aufgeschoben oder vorläufig bis zu einer weiteren Entscheidung nicht durchgeführt werden." (Vanessa Gaigg, 24.8.2021)