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Fahrern wie Max Verstappen bedeutet die Planungsunsicherheit wohl weniger Kopfzerbrechen als den Teams im Hintergrund, die logistisch vor enormen Herausforderungen stehen.

Foto: AP/Florion Goga

Voller Ungewissheit startet die Formel 1 am Sonntag (15 Uhr, ORF 1) in Spa in ihre zweite Saisonhälfte. Ungewissheit darüber, wie viele Rennen es in diesem vermeintlichen Rekordjahr noch gibt. Und auch darüber, wo überhaupt gefahren wird. "Wir versuchen, so viele wie möglich durchzuführen", sagt Stefano Domenicali, der CEO der Formel 1. "Wir haben für alle Läufe einen Plan B, C und D. Aber die Lage ändert sich ständig", ergänzte der aus Imola stammende ehemalige Teamchef der Scuderia Ferrari.

Zum einen ist Corona noch immer ein weltweites Problem, zum anderen versucht die Formel 1 trotzdem einen Rekord zu brechen: 23 Rennen hatte man vor der Saison auf der ganzen Welt geplant, und 23 Rennen sollen es noch immer sein – komme, was wolle. Und es kam schon so einiges dazwischen. Die Grand Prix in China, Singapur, Australien, Kanada und Japan wurden abgesagt und bisher nur teilweise ersetzt. Angesichts der Corona-Situation sind auch die WM-Läufe in der Türkei (3. Oktober), Mexiko (31. Oktober) und Brasilien (7. November) fraglich.

Mehr Events im arabischen Raum

Um der anvisierten Zahl von 23 Rennen möglichst nahezukommen, könnte es am Ende zu einer Häufung von Events im arabischen Raum kommen, denn Europa ist aufgrund der Wetterunsicherheit im Herbst und Winter kaum noch eine Option. Die ohnehin geplanten Rennen in Saudi-Arabien (5. Dezember) und Abu Dhabi (12. Dezember) könnten zu Doppelveranstaltungen werden, ein erneutes Gastspiel in Bahrain ist denkbar. Katar dürfte mit der Strecke in Losail zu seinem Debüt kommen. Die Übernahme des Rennens von Melbourne scheint schon fix zu sein. Dass das Emirat wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht, kratzt die Königsklasse des Motorsports ebenso wenig wie den Fußballverband Fifa, der ja im Winter 2022 mit seiner Weltmeisterschaft in Doha und Umgebung gastiert.

Das verbissene Festhalten an der Rekordzahl hat ausschließlich wirtschaftliche Gründe. "Zum Wohle des Unternehmens", sagt Domenicali, zum Wohle der Formel 1 also, müssen "die Ziele in dieser Saison" erreicht werden. Im Vorjahr waren nur 17 Rennen möglich, ohne Grand Prix kein Umsatz, vielen kleineren Teams drohte daher schon das finanzielle Aus.

Gefordert sind wegen der vielen Rennen und der aktuellen Unwägbarkeiten weniger die Piloten, als die Teams hinter den Teams, die an ihre Belastungsgrenze kommen. Die immense Logistik der Formel 1 macht wochenlange Nachtschichten notwendig. Beteiligte erzählen von Arbeitern, die "wie Zombies durch das Fahrerlager laufen", vor allem, wenn die Formel 1 ihre Triple Header einstreut – drei Rennen an drei Wochenenden en suite. Die galten einst als Ausnahme, mittlerweile sind sie Standard. "Sie werden einfach so reingeworfen, weil der Kalender in ständiger Bewegung ist", sagt Haas-Teamchef Günther Steiner. Bisher war es in diesem Jahr ein Triple Header (Le Castellet und zweimal Spielberg zwischen 20. Juni und 4. Juli), vier könnten bis Dezember folgen.

Auf Laudas Spur

Schon der Start aus der Sommerpause ist übrigens der Beginn eines Dreierpacks in drei verschiedenen Ländern. Nach dem Rennen auf dem Circuit de Spa-Francorchamps in Belgien folgen direkt das Comeback von Zandvoort, Niederlande, wo zuletzt 1985 gerast wurde (Sieger Niki Lauda), und das Hochgeschwindigkeitsrennen in Monza. Immerhin bringt das etwas Planungssicherheit. (sid, lü, 24.8.2021)