Könnte bald allein im Weltall herumschweben: Amazon-Gründer Jeff Bezos.

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Im Juli 2021 erfüllte sich Jeff Bezos einen Kindheitstraum. Der Kurztrip in die Erdatmosphäre, den der Amazon-Gründer mit seinem eigenen Unternehmen Blue Origin unternahm, war für ihn ein voller Erfolg. Doch jetzt scheint das Unternehmen vor einem existenzgefährdenden Problem zu stehen, denn leitende Mitarbeiter verlassen scharenweise das Unternehmen.

Strukturelle Probleme

Der US-amerikanische TV-Sender CNBC berichtete kürzlich, dass in den letzten Wochen bereits 17 Führungskräfte und leitende Ingenieure Blue Origin verlassen hätten, ohne jedoch immer Gründe dafür zu nennen. Auf der Firmen-Bewertungsplattform Glassdoor ist über Blue Origin zu lesen, dass offenbar Frustration über das Management und die langsame, bürokratische Struktur Gründe für Kündigungen gewesen seien. Doch auch die Ereignisse rund um den Milliardenauftrag der Nasa scheinen einige Mitarbeiter dazu angetrieben zu haben, den Konzern zu verlassen.

Bezos' Unternehmen verlor im April die Ausschreibung eines Entwicklungsvertrags mit der Nasa an Space X, das Unternehmen von Elon Musk. Deswegen entschied Blue Origin, gegen die Vergabe zu klagen, jedoch blieb der Erfolg bisher aus. Schon der erste Protest unmittelbar nach der Vergabe an Space X blieb ohne rechtliche Folgen.

Keine Rakete bis dato gebaut

In der 21-jährigen Firmengeschichte von Blue Origin wurde noch keine Rakete zum Erdorbit oder darüber hinaus geschossen oder eine Rakete gebaut, die dazu imstande gewesen wäre. Hinzu kommt, dass die Firma noch keinerlei Erfahrung im Bau von Raumfahrzeugen vorzuweisen hat, die sich länger als eine Minute im Weltraum aufhalten. Dennoch entschied man sich dazu, eine Werbekampagne zu starten, die Konkurrenzfirmen in einem schlechten Licht dastehen ließ.

Ein Tweet aus besseren Tagen.

So entschied sich ein Mitarbeiter von Blue Origin, auf der Website Reddit einen Thread unter dem Titel "So sind wir nicht" zu eröffnen. Der Ingenieur beschreibt darin, dass er und der größte Teil der Mitarbeiter bei Blue Origin den Infografiken und anderen Teilen der eigenen Werbekampagne nicht zustimmen können und ihnen diese sogar peinlich sei.

Man unterstütze die Kollegen, so der Mitarbeiter weiter, bei anderen Raumfahrtfirmen und feiere deren Erfolge. Die Arbeitsbedingungen bei Blue Origin seien nicht besser als in anderen Unternehmen, mit vielen Wochen über 60 Arbeitsstunden. Deswegen bat der Ingenieur um Respekt und Unterstützung, trotz des Verhaltens der eigenen PR-Abteilung.

Die Abwanderung bei Blue Origin führt zu zahlreichen unbesetzten Schlüsselpositionen, was das Unternehmen im Wettbewerb noch weiter zurückwirft. (fpz, 24.8.2021)