Zukünftig soll es noch wärmer werden. Der menschliche Körper kann sich in diesem Tempo nicht langfristig an die Hitze anpassen.

Foto: APA / Georg Hochmuth

Bereits jetzt ist es in Österreich um zwei Grad wärmer als vor der Industrialisierung. Der vergangene Juli war hierzulande seit Beginn der Temperaturmessungen im Jahresvergleich unter den Top 15, zukünftig soll es noch wärmer werden. Der menschliche Körper kann sich in diesem Tempo nicht langfristig an die Hitze anpassen. Deshalb fragen sich Forschende, wie wir Umgebung und Verhalten adaptieren müssen, um gesundheitliche Risiken zu verkleinern.

Das Fachjournal "The Lancet" setzt nun einen Schwerpunkt zum Thema und zeigt, dass im Jahr 2019 laut Modellen global mehr als 356.000 Todesfälle auf Hitze zurückzuführen waren. In einer Forschungsarbeit beschrieben die US-amerikanische Wissenschafterin Kristie Ebi und ihr Team die Risiken, die für eine generell höhere Sterblichkeit sorgen: Das Herz-Kreislauf-System wird belastet, die Schweißproduktion kann zu Dehydration führen.

Schlechtere Selbstregulation

Neben Vorerkrankten, Kleinkindern und über 65-Jährigen betrifft die Hitze etwa draußen Arbeitende stark und kann bei Schwangeren für Komplikationen sorgen. Auch sporttreibende Jugendliche sind gefährdet, und bestimmte Medikamente sorgen dafür, dass der Körper schlechter selbst seine Temperatur regulieren kann.

Vor allem der Wasserhaushalt und das Herz-Kreislauf-System des Menschen sind bei hohen Temperaturen stark gefordert.
Bild: Ebi et al., The Lancet 2021

Für diese Fähigkeit darf bei gesunden Erwachsenen die Kerntemperatur nicht höher als 38,5 Grad sein, sagt die deutsche Medizinerin Henny Annette Grewe von der Hochschule Fulda: "Körperkerntemperaturen über 40 Grad Celsius bedeuten auch für Leistungssportler und körperlich Arbeitende mit guter Kondition Lebensgefahr."

Benachteiligte schützen

Dabei variiert der Schwellenwert, ab dem nachweislich die Sterblichkeit ansteigt: In Athen liege dieser um elf Grad höher als in Stockholm, sagt Grewe. In diese Daten flössen aber auch andere Anpassungen ein, etwa "das Ausmaß der Klimatisierung von Gebäuden, die Tagesstrukturierung der Erwerbsarbeit, gesellschaftliche Gewohnheiten wie Siesta".

Solche Maßnahmen können Menschenleben retten und den Gesundheitsnotstand verhindern. In einer Studie des australischen Forschers Ollie Jay und seiner Kollegen folgt daher die Evaluierung von Möglichkeiten, der Hitze beizukommen: "Wenn wir uns auf Klimaanlagen verlassen, ist das nicht nachhaltig und grenzt jene Gemeinschaften aus, die am stärksten durch die Hitze gefährdet sind", schreiben sie.

Dazu gehören etwa obdachlose Personen und generell Menschen mit geringem sozioökonomischem Status. Erschwerend kommt hinzu, dass man gerade diese oft in der Kommunikation von Gefahren während Hitzewellen nicht berücksichtigt.

Wirtschaftliche Schäden

Dies muss Teil von Hitzeschutzplänen werden, die dem Forschungsteam zufolge auf Studien basieren und festlegen sollen, wie bei prognostiziert hohen Temperaturen vorzugehen ist. Daneben ist das Begrünen und Bewässern von Städten wichtig, die als Wärmeinseln besonders heiß werden. (Hier die ganze Tabelle mit Vor- und Nachteilen diverser Hitzeschutzmethoden auf Englisch.)

Das könne auch Folgeschäden begrenzen, sagt Grewe: "Der wirtschaftliche Schaden von Hitzeextremen ist erheblich." Stromausfälle, Waldbrände, verdorbene Lebensmittel und blaualgenbedingt geschlossene touristische Badestellen sind nur die Spitze des Eisbergs. (sic, 25.8.2021)