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Die USA haben die Wichtigkeit seltener Erden erkannt. Nun macht sich auch Europa daran, seine Abhängigkeit von China zu reduzieren.

Foto: reuters/marcus

Superstarke Dauermagnete aus seltenen Erden sind ein wichtiger Bestandteil vieler Elektroautos – und sorgen in der Europäischen Union für Kopfzerbrechen. Denn auch wenn seltene Erden weltweit viel häufiger vorkommen, als es der Name vermuten lässt, so ist ihre Förderung aufwendig und fest in chinesischer Hand.

Um die Abhängigkeit von China zu reduzieren und mögliche Engpässe zu verhindern, arbeitet die EU Insidern zufolge an Vorschlägen, wie die heimische Produktion in Gang gebracht werden kann. Vorbild sind die USA, wo kürzlich Steuererleichterungen für heimische Hersteller auf den Weg gebracht wurden.

Günstigere Finanzierung, niedrigere Rohstoffkosten

Elektroautos mit den Magneten aus seltenen Erden benötigen weniger Strom beim Fahren und kommen so auf eine größere Reichweite, was sie für die Autobauer attraktiv macht. Die Hersteller aus der Volksrepublik erhielten Subventionen, die rund ein Fünftel der Rohstoffkosten ausmachten, sagen Vertreter europäischer Firmen. Den heimischen Erzeugern soll nun mit günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten sowie niedrigeren Rohstoffkosten geholfen werden, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen. Ziel ist der Aufbau einer eigenen Branche. Vorbild ist die Batterieallianz, die den Aufbau von dutzenden Gigafabriken für Elektroautos angestoßen hat.

Ende 2020 gründete die EU die Europäische Rohstoffallianz (Erma), welche die Versorgung mit den Mineralien sicherstellen soll, die für die Energiewende nötig sind. Insidern zufolge will Erma im September Pläne vorlegen, wie die Branche in Europa gestärkt werden kann. Ein erster Vorschlag liege hochrangigen EU-Vertretern bereits vor.

Ohne die Mithilfe der Kunden gehe es dabei nicht, erläuterten die eingeweihten Personen: Diese müssten bereit sein, einen kleinen Preisaufschlag zu zahlen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton habe bereits zugesichert, auf die Autobranche zuzugehen.

BMW, VW und Co suchen nach Alternativen

Der deutsche Branchenverband VDA lehnte eine Stellungnahme dazu ab, ob seine Mitglieder bereit wären, eine solche Initiative zu unterstützen. Firmen wie BMW oder VW bemühen sich unterdessen, Möglichkeiten zu finden, wie sie weniger seltene Erden verwenden können. Dabei spielt die Furcht vor Versorgungsengpässen eine Rolle, aber auch starke Preisausschläge und Umweltbedenken. "Unternehmen, die hunderte Millionen in die Entwicklung einer Produktfamilie gesteckt haben, wollen nicht alles auf eine Karte setzen – die chinesische Karte", sagte Murray Edington, der bei der britischen Beratungsgesellschaft Drive System Design zuständig für Elektroantriebe ist. "Sie wollen Alternativen entwickeln."

Um das Zehnfache könnte der Bedarf an seltenen Erden bis 2050 steigen, wenn die EU und Großbritannien ihre CO2-Emissionen auf null senken wollen. Dennoch sind europäische Firmen zurückhaltend dabei, ihre Geschäfte ohne staatliche Unterstützung auszubauen. (Reuters, 25.8.2021)