Wegen drastischer Preissteigerungen bei Baumaterialien gerät die Kalkulation mancher Fertighauserzeuger in Schieflage.

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Wien – Über die Inflation der Verbraucherpreise von zuletzt 2,9 Prozent auf Jahressicht können Erzeuger von Fertighäusern nur milde lächeln. Sie haben derzeit mit wesentlich stärkeren Preisschüben bei Baumaterialien zu kämpfen. Von einer Vervierfachung des Holzpreises binnen acht Monaten berichtet etwa Thomas Scheriau, Geschäftsführer von Elk Fertighaus, und spricht von einer "Preistreiberei auf Lieferantenseite". Es seien umfangreiche Exporte vorangegangen, was zu einer Verknappung in Europa geführt habe. Auch bei Dämmstoffen, Stahl oder Zement gab es Scheriau zufolge Preissprünge.

Dabei könnte es für die Branche dank der Corona-Pandemie fast die beste aller Welten sein. Das zuvor meist verpönte Arbeiten von zu Hause wurde in vielen Firmen und Organisationen plötzlich salonfähig. Zudem ließe sich auch ein möglicher weiterer Lockdown in den eigenen vier Wänden mit Blick ins Grüne leichter ertragen. Sprich, die Nachfrage nach Fertighäusern geht dank der Pandemie durch die Decke.

Im Gleichschritt fielen jedoch die Erträge der Erzeuger angesichts langer Vorlaufzeiten und fix vereinbarter Verkaufspreise ins Bodenlose. Denn Preissteigerungen bei Baustoffen von 30 bis 40 Prozent sind laut dem Wiener Beratungsunternehmen Advicum derzeit normal, mitunter seien manche Baustoffe gar nicht zu beziehen. "Volle Auftragsbücher ohne Möglichkeit zur Preisanpassung führen zu schlechten Margen und in weiterer Folge auch zu Verlusten", sagt Advicum-Experte Daniel Knuchel. "Die fix vereinbarten Verkaufspreise reichen vielfach nicht mehr, um die Kosten zu decken."

Bares für Vertragsrücktritt

Mittlerweile würden einige Anbieter bereits ihren Kunden anbieten, gegen eine finanzielle Entschädigung vom Kaufvertrag zurückzutreten. "So sollen die Schäden und die Verluste reduziert werden", sagt Knuchel. "Gelingt dies nicht, wird es für manche schwer."

Auch Elk-Chef Scheriau kennt das Problem, seine Kunden haben eine 18-monatige Preisgarantie, "zu der wir auch stehen". Können die Kostensteigerungen im Neugeschäft auf die Kunden abgewälzt werden? "Einen Teil davon geben wir weiter", sagt Scheriau, "aber nur dort, wo wir selbst Druck bekommen haben."

Die Lieferzeiten gegenüber Kunden habe man bei Elk bisher einhalten können. Durch den hohen Auftragsbestand, Scheriau berichtet von aktuell 1.450 Häusern, habe man Probleme bei der Beschaffung abfedern können, indem man regional flexibel reagiert habe. Als Marktführer sieht sich der Elk-Chef diesbezüglich im Vorteil gegenüber kleineren Mitbewerbern.

Umsatzzuwachs erwartet

Im Vorjahr setzte die Elk-Gruppe, die auch in Deutschland tätig ist, mit einem saisonal schwankenden Mitarbeiterstand von etwa 1.000 Beschäftigten rund 150 Millionen Euro um. Zum Vergleich: Insgesamt spielte die Branche 2020 in Österreich Advicum zufolge 810 Millionen Euro ein, wobei mehr als 4.000 Fertighäuser verkauft wurden. Das ist ein Zuwachs von sechs Prozent im Vergleich mit dem Vorkrisenjahr 2019. Für das laufende Geschäftsjahr peilt Scheriau übrigens einen Zuwachs der Umsatzerlöse auf 175 bis 180 Millionen Euro an.

Obwohl der Höhepunkt der Preisanstiege für Baustoffe Scheriau zufolge erreicht sei, erwartet er wegen einer künstlichen Verknappung durch die Zulieferer auch 2022 noch keine wirkliche Entspannung. Diese werde wohl erst im Jahr darauf eintreten. Aber auch dann werde es, etwa bei Bauholz, keine Rückkehr zu früheren Preisniveaus geben, erklärt der Elk-Chef und fügt in Richtung der Lieferanten hinzu: "Man merkt sich, wie wer mit wem in der Krise umgegangen ist." (aha, 25.8.2021)