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Kathy Hochul ist die erste Gouverneurin des US-Bundesstaates New York.

Foto: Michael M. Santiago/Getty Images/AFP

Bescheidenheit war nicht die Stärke von Kathy Hochuls ehemaligem Chef. Andrew Cuomo, bis Mitte August Gouverneur des Bundesstaates New York, war vielmehr berüchtigt für seinen autoritären Führungsstil und seine Machtbesessenheit. Zum Schluss wurden auch Vorwürfe der sexuellen Belästigung laut. Nach einem belastenden Untersuchungsbericht sah sich der polternde "Gouverneur Covid" gezwungen zurückzutreten. Bis zuletzt gab sich der Meister der Inszenierung uneinsichtig.

Nachfolgerin Kathy Hochul – die erste Frau im Amt – gilt als lebende Antithese zu Cuomo. Sie sei eine besonnene "Anti -Cuomo", schreibt beispielsweise die Washington Post. An ihrem ersten Tag als Gouverneurin schwor die vormalige Nummer zwei mit großem Nachdruck einen klaren Bruch mit dem tyrannischen Führungsstil ihres Vorgängers.

Konservative Wurzeln

Ob das reicht, muss die 1958 in Buffalo Geborene nun beweisen. Politisch liegen ihre Wurzeln größtenteils in der eher konservativen Welt der Upstate genannten Region. Das könnte sich für die smarte Demokratin als Hemmschuh erweisen, vor allem was die dauerhafte Gunst der Menschen in New York City angeht. In den frühen 2000er-Jahren war die Juristin beispielsweise als Bezirksverwalterin von Erie County dagegen, dass Einwanderer einen Führerschein beantragen und somit Papiere erlangen können.

Selbst Tochter einer armen Stahlarbeiterfamilie aus Irland, zog sie 2011 für die Demokraten in den Kongress ein, unterstützt von der Waffenlobby NRA. Später revidierte Hochul viele ihrer konservativen Ansätze. Sie habe eben dazugelernt, betont sie heute.

Einsatz für Gewaltopfer

Beständig allerdings setzt sich die Mutter zweier erwachsener Kinder für Frauen ein, die von häuslicher und sexueller Gewalt betroffen sind. Zusammen mit Mutter und Tante richtete sie in den Neunzigern das Kathleen-Mary-Haus ein. Das Engagement kommt nicht von ungefähr: Hochuls irische Großmutter war selbst Opfer häuslicher Gewalt.

Ehemann und Anwalt William Hochul arbeitet übrigens aktuell als Lobbyist für einen großen Glücksspielkonzern; Kommentatoren warnen bereits vor Interessenkonflikten.

In erster Linie muss sich die erste Gouverneurin New Yorks allerdings um die abermals steigenden Corona-Zahlen und die schlechte Wirtschaftslage in ihrem Bundesstaat kümmern. 2022 stehen Wahlen an. Und Ex-Chef Cuomo hat einen Comebackversuch nicht ausgeschlossen. (Manuela Honsig-Erlenburg, 24.8.2021)