Ellen bekam die erste Impfung im Billa Plus.

Foto: Robert Newald

Die Anmeldung in der Impfstraße, das war ihm einfach zu viel Papierkram, sagt der junge Mann, der in der Wiener Millennium City am Eingang zum Billa Plus steht. Und am Wochenende habe er sowieso keine Zeit. Also ist er hierher gekommen, um sich an der Supermarktkassa impfen zu lassen – passt gut, denn er wohnt in der Nähe, sagt er. Aber irgendwie sind ihm zu viele Kameras da, gefilmt werden will er dabei nicht.

Und da kommt auch schon Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ins Einkaufszentrum, um die erste Kassa-Impfung feierlich freizugeben. An seiner Seite der Bezirksvorsteher der Brigittenau, Hannes Derfler (SPÖ), der Chef von Rewe-Österreich, Marcel Haraszti, und Penny-Chef Mario Märzinger. Denn nicht nur im Billa Plus in der Millennium City, sondern auch beim Penny-Markt in der Simmeringer Hauptstraße und beim Billa in der Franz-Koci-Straße in Favoriten starten an diesem Mittwoch die Supermarkt-Impfungen.

Ingwershot und Energydrink

"Wir sprudeln über vor Ideen, wo man noch impfen kann", sagt Hacker und betont: Ein Drittel der Impfungen in Wien wird momentan bei solchen niederschwelligen Angeboten durchgeführt – schon länger gibt es auch Impfangebote an Orten wie dem Stadionbad, der Donauinsel oder bei Veranstaltungen. "Es ist ein Angebot an die Kunden, keiner muss, aber jeder kann", ergänzt Rewe-Chef Haraszti.

Die Impfung ist übrigens nicht an einen Einkauf gebunden. Im Anschluss halten die vier Herren kleine Flaschen mit Bio-Ingwershots in die Kameras. Die bekommen alle, die das Impfangebot bei Billa Plus annehmen, als Goodie. Bei Penny gibt es stattdessen ein Oxxenkracherl, den Energydrink aus dem Hause Penny.

Mitzubringen sind ein Ausweis und, falls vorhanden, eine E-Card. Bei Personen, die 18 Jahre oder älter sind, wird das Vakzin von Johnson & Johnson verwendet, bei Personen im Alter von zwölf bis 17 Jahren der Impfstoff von Biontech. Letztere können sich ihre Zweitimpfung – ebenfalls ohne Terminanmeldung – drei Wochen später im Austria Center Wien oder in einem anderen städtischen Impfzentrum abholen.

Zahl der Impfungen sinkt

Wien liegt bei der Durchimpfungsrate im Bundesländervergleich eher im hinteren Mittelfeld: 59 Prozent sind erstgeimpft, 55 Prozent vollimmunisiert. Bundesweit geht die Zahl der Impfungen seit Wochen deutlich zurück: Während im Sommer zu Spitzenzeiten 100.000 Impfungen pro Tag verabreicht wurden, waren es am Dienstag nur 17.500.

Das Kernstück der Pandemiebekämpfung, sagt Hacker am Rande der Pressekonferenz, sei der Balanceakt zwischen Impfen und Testen. Dass er enttäuscht ist ob der Tatsache, dass Wien nun doch keine Ein-G-Regel verordnet, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag bekanntgab, will Hacker aber so nicht sagen. Zwar hatte er sich in den vergangenen Wochen dafür starkgemacht, er habe aber nie gesagt, dass diese mit 1. September kommen müsse. Doch: In zwei bis vier Wochen müsse man sich überlegen, wie man mit der vierten Welle umgeht – denn dass die komme, sei klar.

Die Erste, die eine Supermarkt-Impfung – nicht direkt an, aber zumindest neben der Kassa – bekommt, ist schließlich die 26-jährige Ellen, begleitet von zahlreichen Journalistinnen und Journalisten samt Video- und Fotokameras. Der junge Herr, der eigentlich schon vor dem offiziellen Impfbeginn da war, steht erst dann am Tisch des Roten Kreuzes, als der Trubel vorbei ist. (elas, 25.8.2021)