In hohen Lagen wie bei diesem Bergwald in Kamerun sind Bäume ähnlich fleißige Kohlenstoffspeicher wie in niedrigeren Lagen – zur Überraschung der Wissenschaft.
Foto: Jiri Dolezal

Die Berichte des Weltklimarats IPCC sind immer nur bis zu einem gewissen Stichtag aktuell – und noch dazu eher konservative Schätzungen. Eine neue Forschungsarbeit könnte zu einer Aktualisierung in Sachen Kohlenstoffspeicher Baum beitragen: Die Umweltgeografin Aida Cuni-Sanchez von der britischen Universität York schreibt im Fachmagazin "Nature" zusammen mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen, dass in Afrika tropische Wälder in großen Höhen – sogenannte Bergwälder – zwei Drittel mehr Kohlenstoff in Bäumen speichern, als der IPCC derzeit schätzt.

Forschende gingen davon aus, dass in diesen tropischen Bergwäldern aufgrund der Klima- und Bodenveränderungen weniger Kohlenstoff oberirdisch gespeichert wird als in Tieflandwäldern. Die Höhe der Lage wirke sich also darauf aus, wie viel Kohlenstoff etwa in Form von Kohlenstoffdioxid (CO2) von Bäumen gebunden und damit aufgenommen und gespeichert werden kann.

Stromverbrauch von hundert Haushalten

Cuni-Sanchez und ihr Team haben entsprechende Ergebnisse für den oberirdisch in Bäumen gespeicherten Kohlenstoff in 44 Bergwäldern aus zwölf afrikanischen Ländern gesammelt und ausgewertet – dafür vermaßen sie etwa 72.000 Bäume. Dabei fanden sie heraus, dass intakte Bergwälder durchschnittlich knapp 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern. Das überbietet die IPCC-Schätzungen, die von knapp 90 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar ausgehen.

Diese Mengen sind vergleichbar mit jenen, die in Wäldern im afrikanischen Tiefland gespeichert werden – und sie damit die Speicherkapazität der Wälder im Amazonas übertrumpfen. Das bedeutet auch, dass die Erhaltung eines Hektars Wald CO2-Emissionen einspart, die in etwa dem Stromverbrauch von einhundert Haushalten für ein Jahr entsprechen.

Bedrohung durch Abholzung

Das Ergebnis ist überraschend, sagt Erstautorin Cuni-Sanchez: "Die niedrigeren Temperaturen in den Bergen und die lange Zeit, während der sie von Wolken bedeckt sind, sollten das Baumwachstum verlangsamen." Gleichzeitig können starke Winde und steile Hänge die Größe der Bäume begrenzen – daraus ergebe sich jedenfalls auf anderen Kontinenten ein Unterschied zwischen Berg- und Tieflandwäldern.

Die tropischen Bergwälder sind allerdings von Abholzung bedroht.
Foto: Dr Aida Cuni-Sanchez, University of York

Das ist prinzipiell eine gute Nachricht. Allerdings wird derzeit nicht ausreichend dafür getan, um die Bergwälder zu schützen: Seit dem Jahr 2000 sind 0,8 Millionen Hektar – etwa fünf Prozent – verloren gegangen, wie das Team errechnete. Dabei gelangten mehr als 450 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre, vor allem ausgehend von den Ländern Uganda, Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo. Wenn die derzeitige Abholzungsrate anhält, gehen bis 2030 weitere 0,5 Millionen Hektar dieser Wälder verloren.

Daher hofft das Forschungsteam, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen, die potenziellen Kohlenstoffverluste bei der Abholzung besser zu verstehen und die Bedeutung des Schutzes tropischer Bergwälder zu erkennen. Die besondere Konstitution afrikanischer Wälder ist noch nicht ausreichend erforscht, sagt Cuni-Sanchez: "Es ist möglich, dass in Afrika die Anwesenheit großer Pflanzenfresser wie Elefanten eine wichtige Rolle in der Ökologie der Bergwälder spielt, da diese großen Tiere Samen und Nährstoffe verbreiten und kleine Bäume fressen, um Platz für andere zu schaffen, die größer werden können. Aber das muss noch weiter untersucht werden." (sic, 26.8.2021)