Sebastian Kurz wird am Samstag mehr oder weniger triumphal als ÖVP-Vorsitzender bestätigt werden, die Koalition mit den Grünen wird vermutlich noch eine Weile halten, wir werden uns in die vierte Corona-Welle im Herbst so irgendwie hineinzittern, und wir werden bis zum Erbrechen hören, dass wir jetzt aber wirklich keine Taliban-Flüchtlinge (auch keine weiblichen) nehmen. Wir werden weiter Bilder vom Innenminister sehen, wie er irgendwo in Europa wohlwollend auf Grenzzäune blickt, und wir werden Unterrichtsminister Faßmann dabei zuschauen, wie er in den Schulklassen das Prinzip Hoffnung verkauft.

Sonst? Wird sonst eigentlich regiert? Ist außer Abschiebungsfantasien im Zusammenhang mit Afghanistan und einer holprigen, teilweise konfusen Corona-Politik noch irgendetwas geplant?

Gewiss, gewiss, die Pandemie kam überraschend und der Fall von Afghanistan noch überraschender. Das erforderte eine gewisse Umstellungsphase. Aber seit längerem wird nur noch herumgenudelt und gibt es hauptsächlich Ankündigungen. Strukturell, konzeptiv, zukunftsorientiert wird nicht gearbeitet – oder haben wir da etwas versäumt? Sicher, die Wirtschaft läuft wieder ganz gut, wir haben ein Riesenglück, dass die Zinsen so niedrig sind und wir uns eine höhere Staatsverschuldung zur Krisenbekämpfung leisten können – aber was tut der Untätige mit dem Glück? Gibt es ein Großprojekt, ein Ziel der Regierung? (Hans Rauscher, 26.8.2021)