So wird die nächsten vier Wochen in Innsbrucks Innenstadt zugestellt. (Disclaimer: Es handelt sich um ein PR-Foto der Projekt-Initiatoren.)

Foto: Uni Innsbruck

Innsbruck – Fast ein Drittel des innerstädtischen Verkehrs geht auf Gütertransport und Zustellungen zurück. Nun wollen Forscherinnen und Forscher rund um Stephan Tischler vom Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme am Institut für Infrastruktur der Uni Innsbruck erkunden, ob sich dieser Verkehr auf der sogenannten "letzten Meile" nicht auch klimaschonend per Lastenrad erledigen ließe. Dazu läuft in der Innsbrucker Innenstadt ein vierwöchiger Pilotversuch unter dem Titel "Inns'paket", der von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert wird. Land Tirol und Stadt Innsbruck unterstützen das Projekt von offizieller Seite, zudem sind die Zustellfirma DPD und die Tiroler Supermarktkette MPreis mit an Bord.

Die Lastenräder erhalten für die Dauer des Pilotversuchs eine Ausnahmegenehmigung und dürfen ganztags in die sonst für Fahrräder gesperrte Altstadt zufahren. "Besonders für Firmen ergibt sich dadurch der Vorteil, dass sie sich Zustellfenster aussuchen können und nicht alles morgens geliefert kriegen", beschreibt Tischler die Vorteile. So können die Unternehmen auch ruhigere Geschäftsphasen nutzen, um Lieferungen zu erhalten oder abholen zu lassen, und das völlig emissionsfrei. Zugestellt wird per Lastenrad in einem vorab definierten Bereich der Innenstadt und in Wilten. Die Pakete werden vorab von DPD aussortiert und im MPreis-Gebäude in der Bachlechnerstraße zwischengelagert. Von dort aus erfolgt die Verteilung per Lastenrad.

Pilotversuch soll Fakten schaffen

Nach Abschluss der vierwöchige Pilotphase wollen die Forscherinnen und Forscher die gesammelten Daten analysieren und dabei untersuchen, inwieweit eine Zustellung mit Lastenrädern in Innsbruck breiter ausgerollt werden könnte. "Wir haben uns im Vorfeld schon angesehen, ob es rechtlich machbar wäre, eine Zustellung mittels Fahrrädern auf der 'letzten Meile' verpflichtend für alle Marktteilnehmer vorzuschreiben, konkret in einer zentralisierten Lösung, von der aus ein Konzessionsinhaber die Pakete aller anderen Lieferdienste weiterverteilt. Eine Lösung in dieser Form ist rechtlich zwar nicht möglich, aber wenn dieser Pilotversuch erfolgreich ist und wir auch seine Wirtschaftlichkeit nachweisen können, wäre die Ausdehnung des Versuchs über einen längeren Zeitraum der nächste logische Schritt", erklärt Tischler.

International ist die Zustellung auf der letzten Meile per Lastenrad ein Wachstumsmarkt. In Deutschland schätzte man die Branche Anfang des Jahres noch auf überschaubare 2.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Jahresumsatz von etwa 76 Millionen Euro – Tendenz steigend. In Berlin hat DPD nach einem Pilotversuch 2019 mittlerweile ein eigenes Depot für die Zustellung von Waren per Lastenrad eingerichtet, von dem aus einige Berliner Bezirke bedient werden.

Viel Potential zur Klimaverbesserung

Gemäß einer Berechnung des deutschen Radlogistikverbands heißt es zu dem Thema: "Im Vergleich zur herkömmlichen Zustellung mit Dieselfahrzeugen konnten durch die Radlogistik damit 400 Tonnen CO2 bei circa 4,6 Millionen ausgefahrenen Sendungen vermieden werden. Die CO2-Einsparung ist bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Beitrag zum Klimaschutz entspricht circa 100 leichten Nutzfahrzeugen, die nicht unterwegs sind." Schätzungen zufolge ließen sich jedoch bis zu 30 Prozent der Logistik im urbanen Raum mit Lastenrädern abwickeln – wodurch sich die Emissionen nochmals deutlich reduzieren ließen. Der Innsbrucker Pilotversuch soll bis zum 17. September laufen. Danach wird evaluiert. (Steffen Arora, 26.8.2021)