Musikanten werden auf Gipfeln und Hügeln stehen und gemeinsam ein Lied zum Besten geben. Dirigiert wird das Stück aus einem Heißluftballon.

Foto: Reinhard Eberhart

Der Kärntner "Ideenfabrikant" Reinhard Eberhart hat sich wieder einmal inspirieren lassen. In diesem Fall von sich selbst. Eberhart hat die Corona-Pandemie genutzt, um die Veränderungen im Zusammenleben in künstlerische Aktionen umzusetzen. Seine "For distance"-Projekte will er jetzt in den Kärntner Bergen weiterführen.

Der umtriebige Kärntner Aktionist, dem schon Dinge wie ein Unesco-Projekt in allen Hafenstädten der Welt gegen die Plastikmüllverschmutzung der Meere oder eine Regenbogenparty "zur Berauschung der Sinne" eingefallen sind, schuf im Frühjahr nach dem ersten Lockdown mit dem Konzept "rast04" ein Corona-taugliches Picknicksystem in den Kärntner Almen.

Auf Bergwiesen wurden geometrische Felder angelegt, kleine Picknickregionen, in denen sich Besucher mit Körben, die mit Produkten der Region bestückt waren, zur Rast niederlassen konnten. Künstler und Künstlerinnen unterschiedlicher Genres schauten bisweilen auf kurze Darbietungen vorbei. Nach diesem "picknick for distance", das noch läuft und auch von Landeshauptmann Peter Kaiser promotet wird, kommt jetzt eben "sound for distance".

"Noch nie da gewesen"

Das Prinzip bleibt gleich. Die Protagonisten stehen in Abständen voneinander entfernt in bunten geometrischen Feldern und musizieren oder singen. "Es soll in der Summe ein ganz spezieller Klang in den Bergen geschaffen werden, es wird ein noch nie da gewesener Klang entstehen", schwärmt Eberhart.

"Aufführungsort" dieses speziellen Corona-Konzerts ist Kärntens Paradeskigebiet Nassfeld. Laut Eberharts Plan sollen auf mehreren Almen und Berggipfeln Blasmusikkapellen und Chöre aus Österreich und Italien – mindestens 300 Sängerinnen und Sänger und Musikanten – ein Lied intonieren. "Welches, das muss ich mir noch überlegen, die Weltpremiere wird jedenfalls vor Beginn der Skisaison in Szene gesetzt", sagt Eberhart. Das für ihn an diesem Vorhaben "besonders Spannende": "Nicht alles ist kontrollierbar, und auch der Klang ist nicht vorhersehbar. Wir wissen noch nicht, wie sich Echo und Hall in den Schneebergen auswirken."

Die Klänge müssen anschließend im Studio zusammengeführt werden, denn die Abstände der Aufführungen sind zu weit voneinander entfernt. Aber das Wichtige dabei: "Wir halten uns in jedem Fall an die dann geltenden Covid-Regeln", sagt Eberhart. Daher treten die Interpreten in den eigens kreierten bunten geometrischen Feldern auf. Als "Dirigent" fungiert ein Koordinator aus der Luft, der in einem Fesselballon sitzt.

"Damit das gemeinsame Musikstück von allen Beteiligten in derselben Geschwindigkeit gesungen und gespielt werden kann, erfolgen vom Ballon aus die notwendigen Klick-Signale. Diese ganze Aufführung wird ton- und videotechnisch dokumentiert und dann viral ins Netz gestellt", erläutert Reinhard Eberhart.

Das Nassfeld wurde vor allem auch wegen der Nähe zu Italien und dem – bei gutem Wetter möglichen – Panoramablick auf Adria und Großglockner ausgesucht. Als "alpine Konzertplätze" sind der Rosskofel / Monte Cavallo und die Troghöhe mit den Adria-Blicken sowie Rudnigsattel, Kofelplatz, Madritsche und Tressdorfer Alm vorgesehen.

"Klang der Skiberge"

"Mit dieser musikalischen Botschaft wollen wir Fröhlichkeit und Sicherheit vorleben, was bei unserem Distanzkonzept ja möglich ist", sagt Eberhart, der hofft, dass dieses Musikstück als "Klang der Skiberge" auch ein wenig Kärntner Musikgeschichte schreiben wird.

Der Gesamtaufwand für einen solchen Videoclip sei natürlich erheblich. "Daher wollen wir das Projekt wie ein Skiweltcup-Rennen mit einer Bannerwerbung finanzieren", wobei auch jeder Musiker und jede Musikerin sowie jede Sängerin und jeder Sänger im Film groß ins Bild kommen werde. (Walter Müller, 27.8.2021)