Ein Hörsaal im Alten AKH in Wien.

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Erst vor wenigen Tagen haben Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), Spitzenvertreterinnen der Hochschulen sowie die Österreichische HochschülerInnenschaft an die Studenten appelliert: Nur wenn alle gemeinsam Verantwortung übernehmen, werde es gelingen, die Krise zu bewältigen und folglich einen möglichst normalen Studienbetrieb im Herbst zu ermöglichen. "Ihr persönlicher Beitrag dazu ist, sich rechtzeitig vor Semesterbeginn impfen zu lassen", hieß es.

Die derzeitige Impfquote unter Studenten kenne man aber nicht, sagte der Vizepräsident der Universitätenkonferenz (Uniko), Oliver Vitouch, am Mittwoch im Interview mit dem Ö1-"Morgenjournal". Die Zahlen des Gesundheitsministeriums weisen eine Impfquote von etwa 54 Prozent in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen aus. Aber dass die Impfkampagne nun so weit fortgeschritten ist und Impfungen großflächig verfügbar sind, stellt wohl doch einen gewichtigen Unterschied zu den vergangenen Semestern dar.

Experiment mit Unbekannten

Auch Vitouch hofft, dass deswegen kommendes Semester wieder ein normalerer Betrieb möglich sein wird: "Wir üben uns in tätigem Optimismus." Grundsätzlich herrsche schon eine gewisse Tele-Müdigkeit, man wollte es mit Präsenz "so weit wie möglich versuchen". Es sei aber ein Experiment mit vielen Unbekannten, man werde sich anschauen müssen, wie es mit den Inzidenzen und den Hospitalisierungen weitergehe. Sollte der angestrebte Präsenzbetrieb nicht gelingen, werde man wohl "wieder in rigorosere Bedingungen zurückmüssen".

Dass die Hochschulen viel Spielraum beim Gestalten der Corona-Schutzmaßnahmen erhalten, sieht Vitouch positiv: "Autonomie ist ein hoher Wert." Konkret bedeutet das, dass an den einzelnen Standorten vor Hörsälen, an anderen nur stichprobenartig die Drei-G-Regel kontrolliert wird. Auch der Anteil an Lehrveranstaltungen, die weiterhin im Distance-Learning verbleiben, variiert – was freilich auch mit den unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Lehrveranstaltungen zu tun hat.

An "klare Grenzen" stoße diese standort- und situationsspezifische Regelung aber etwa, wenn es um Überlegungen zu einer Impfpflicht für Studenten und Universitätsangehörige gehe, sagt Vitouch. Dabei habe diese Überlegung "vernunftgeleitet etwas für sich". Aber eine Impfpflicht werde man nicht über die Hausordnung einführen können.

Präsenz, Online, Hybrid

Für die Tatsache, dass die Unis tendenziell unter den ersten Institutionen sind, die etwaige Corona-Schutzmaßnahmen zu spüren bekommen, zeigt Vitouch Verständnis: "Ich glaube, es geht weniger um Priorisierungen, sondern um die Kunst des Machbaren. Wir sind mit Hörsaalkapazitäten und Abstandsregeln sehr rasch am Anschlag." Besonders im Vergleich zu Schulen, wo es fixe Klassenverbände und geringere Gruppengrößen gebe.

Die ÖH wünscht sich statt der Rückkehr zu einem Vollbetrieb in Präsenz einen Hybridbetrieb, also eine Mischform aus Präsenz und Online. Vitouch hält diesen Vorschlag zwar für interessant, sieht ihn in der Umsetzung jedoch letztlich häufig als "unzufriedenstellenden Kompromiss". Es sei denn, man erzeuge Lehrveranstaltungen mit hohem Regieaufwand im Videostudio. "Das ist dann aber eine Filmproduktion und keine Lehrveranstaltung mehr." Wo es möglich sei, werde es aber umgesetzt. (van, 26.8.2021)