Eine neue Führung für die Öbag steht bevor.

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Wien – Die staatliche Beteiligungsholding Öbag ist für Überraschungen gut. Läuft alles nach Regie, dann gelingt Öbag-Präsident Helmut Kern mit der anstehenden Vorstandsbestellung wieder eine. Zum Alleinvorstand gekürt werden soll nämlich Edith Hlawati, Rechtsanwältin und Partnerin bei Cerha Hempel und in Rechtssachen seit Jahrzehnten so etwas wie die rechte Hand der Öbag (und ihrer Vorgängerinnen ÖIAG und Öbib).

Diese Treue brachte ihr Aufsichtsratsmandate in Staatsnähe ein, in der Telekom Austria (TA) und der Österreichischen Post AG sogar den Vorsitz. Auch das Vertrauen von Politik und Wirtschaft genießt die Spitzenjuristin, es brachte ihr den Vorsitz im Kontrollgremium der Energieregulierungsbehörde E-Control.

Edith Hlawati ist der Staatsholding Öbag und davor der ÖIAG seit Jahrzehnten verbunden – nicht nur als Rechtsanwältin.
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Mit ihrer Bewerbung für den Alleinvorstand in der Öbag blieb die 64-Jährige unter dem Radar der Öffentlichkeit – sie gilt als Favoritin von Aufsichtsratschef Helmut Kern. Als Überraschung wird die Wende bisweilen auch in regierungsnahen Kreisen bezeichnet. Nach dem Debakel mit Thomas Schmid attestiert man Öbag-Präsident Kern nun mehr Eigenständigkeit, als der Kanzlerpartei ÖVP konvenieren dürfte.

Nur eine Kandidatin

Dem Vernehmen nach wird das Nominierungskomitee, das zuletzt am Mittwoch in diskreter Runde die Vorauswahl getroffen hat, dem Plenum des Öbag-Aufsichtsrats überhaupt nur eine Person vorschlagen: eben Hlawati. Dem Komitee gehören neben Kern auch dessen Stellvertreter Karl Ochsner und Aufsichtsratsmitglied und A1-Konzernbetriebsratschef Werner Luksch an.

Nach dem Debakel mit Thomas Schmid hat Öbag-Präsident Helmut Kern mehr Eigenständigkeit entwickelt, als der Politik genehm sein dürfte.
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Vor dem Nominierungskomitee sollen sich die besten Bewerber präsentiert haben, Hlawati sei dabei auch konzeptionell die Beste gewesen, wird kolportiert. Von industrieller Managementerfahrung ist nun aber keine Rede mehr. Seitens der Öbag und der Involvierten gab es am Donnerstag keine Stellungnahme.

Ausgebootet

Bisher hatte Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun als Favorit für die Nachfolge von Thomas Schmid gegolten, der mit seinen Handynachrichten in die Schlagzeilen geraten und im Juni zurückgetreten war. Die Öbag entschied sich daraufhin – entgegen allen Empfehlungen – wieder für einen Alleinvorstand. Um den Grünen keine Gelegenheit zu bieten, Anspruch auf einen Vorstandssessel zu erheben, wie Beobachter argwöhnen. Neben Hesoun haben sich dem Vernehmen nach etwa auch Karin Exner-Wöhrer (Salzburger Aluminium AG) und Barbara Potisk-Eibensteiner (Pensionskasse APK) beworben.

Sollte alles so kommen, wie es derzeit aussieht, führt Hlawati die Öbag ab Jänner, die Jahresgage wird auf 600.000 bis 800.000 Euro taxiert. Sie folgt auf Öbag-Interimschefin Christine Catasta, früher Chefin von PWC Österreich. Sie bewarb sich nicht für den Öbag-Chefsessel, bekommt aber dennoch einen neuen Job: Sie wird am 6. September in einer außerordentlichen Hauptversammlung als Nachfolgerin von Schmid in den Telekom-Aufsichtsrat gewählt.

Mit TA-Mehrheitsaktionär América Móvil ist diese Personalie übrigens akkordiert: Kürzlich waren Kern, Hlawati und Catasta in Mexiko. A1-General Thomas Arnoldner, ein Vertrauter von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), war übrigens nicht mitgereist, er weilte auf Urlaub.(Renate Graber, Luise Ungerboeck, 26.8.2021)

*Der Artikel wurde am 26.8. um 22.50 Uhr ergänzt.