Sophie Lindinger und Marco Kleebauer sind aus der heimischen Indie-Szene nicht wegzudenken. Sie haben bei Bands wie My Ugly Clementine und Sharktank die Finger im Spiel, zusammen sind sie Leyya.

Foto: Gabriel Hyden

Nicht aufstehen können und die weiße Wand anstarren: Ein Tag in einer depressiven Phase kann richtig lange dauern, vor allem im Wissen, dass der nächste genauso aussehen wird. Longest Day Of My Life heißt die heute erscheinende, mit sechs abwechslungsreichen Nummern bestückte EP des Duos Leyya folgerichtig. Am I Even Real? und I’ve Been Down (Höhepunkt! )lauten zwei der Titel. Auch Menschen, die nicht auf Songlyrics achten, müssten spätestens jetzt wissen, worum es geht.

LeyyaMusic

Sophie Lindinger, die für alle Texte verantwortlich zeichnet, macht keinen Hehl daraus, aus ihrer eigenen Erfahrung mit Depressionen heraus geschrieben zu haben. Die EP, so das Anliegen des Duos, soll zur Enttabuisierung des Themas beitragen und fügt sich in einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs um psychische Gesundheit, der vor allem seit Beginn der Pandemie stärker geführt wird, ein. Man denke an die Tennisspielerin Naomi Osaka, die sich aus den French Open zurückgezogen hat, weil es ihr nicht gut ging, an Popstars von Ariana Grande bis zu Ellie Goulding, die sehr offen über Panikattacken und Versagensängste sprechen.

Gelungene Kleinode

Zwar waren schon die früheren Arbeiten, besonders Lindingers Gesang, immer auch ein bisschen schwermütig, trotzdem gaben auf dem zuletzt erschienenen zweiten Album Sauna von 2018 verspielte, bunt-flotte Nummern wie Zoo oder Heat den Ton an – die verwendeten Samples sorgten für ein Gefühl, als würde man durch einen von Henri Rousseau imaginierten protosurrealistischen Dschungel schweben. Longest Day Of My Life ist zwar textlich monothematisch depressiv gehalten, musikalisch aber ziemlich abwechslungsreich.

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Nach den beiden ersten Nummern, die in solider gitarrenlastiger Singer-Songwriter-Tradition stehen, findet man einen Beat, der fast in Richtung UK Garage geht, genauso wie Grunge-Inspiriertes. Die Songs passen eigentlich gar nicht zusammen – weswegen hier wohl auch die Form der EP und nicht die des mehr Kongruenz verlangenden Albums gewählt wurde –, sind aber jeweils gelungene Kleinode.

Keine Konzerte mehr

Live wird man sie allerdings nur noch an zwei Terminen hören, Leyya werden in Zukunft keine Konzerte mehr geben. Nach sieben Jahren auf der Bühne möchten sich die beiden ursprünglich aus Eferding stammenden Wahlwiener, die einander schon seit Teenie-Tagen kennen, aufs Musikmachen anstatt aufs Musikperformen konzentrieren. Ein interessanter Schritt aus dem Scheinwerferlicht, den die wenigsten Bands gehen – lautet doch einer der Musiker-Stehsätze, dass es nichts Besseres gebe, als live zu spielen. Scheint nicht für alle so zu sein. Andererseits haben Kleebauer und Lindinger ja noch zahlreiche andere Projekte, er zum Beispiel Sharktank, sie unter anderem My Ugly Clementine, mit denen es weiterhin Konzerte geben wird. Ganz muss man auf die beiden live also nicht verzichten. (Amira Ben Saoud, 27.8.2021)