Die türkise Öffentlichkeitsarbeit gilt inzwischen als die hohe Schule der Desinformation. Mittwochabend in der ZiB 2 erwies sich Außenminister Alexander Schallenberg wieder als grand maître der gepflegten Vernebelung. Armin Wolf fragte ganz konkret danach, warum Österreich nicht eine begrenzte Anzahl extrem gefährdeter Personen aus Afghanistan aufnehmen könne: Frauenrechtlerinnen, Journalistinnen etc.

Außenminister Alexander Schallenberg.
Foto: APA/APA-POOL/GEORG HOCHMUTH

Schallenberg begann sofort wieder mit dem Spin, dass wir ohnehin "über die Maßen"(!) solidarisch gewesen seien, weil wir so viele Afghanen genommen hätten, deren Integration ja eine "Mammutaufgabe" sei. Aber das war nicht die Frage. Es geht nicht um "kulturfremde" junge Männer, mit denen es tatsächlich Probleme gibt. Es geht um (überwiegend weibliche) Mitglieder der westlich, demokratisch orientierten Eliten. Sie müssen nicht mehr integriert werden. Nur vor ihrer Ermordung durch die Taliban gerettet. Schallenberg hätte ehrlicherweise sagen müssen: "Tut uns leid, wir gehen davon aus, dass Wählern, auf die wir Wert legen, völlig die Empathie für diese Menschen fehlt. Das ist unser Maßstab."

Die Grünen und viele andere nennen diese Haltung eine "Schande". Schallenberg war merkbar énervé über diese "abwertende Tonalität". Derselbe Schallenberg, der seinerzeit vom "Geschrei" wegen einer Aufnahme von Kindern aus dem Elendslager Moria gesprochen hatte. (Hans Rauscher, 26.8.2021)