Der Handel mit Pokémon-Karten soll der Startpunkt für die App sein. Danach will man weitere Sammelobjekte ins Portfolio aufnehmen.

Foto: Gavel

Mit der App Gavel wollen die bekannten österreichischen Gründer Marvin Musialek und Florian Bräuer in Live-Auktionen Pokémon-Karten verkaufen. Eine Nische, die laut dem Start-up fünf Milliarden Euro groß ist.

Zehn Sekunden

Seit 2014 ist Musialek als Gründer tätig. Zwei erfolgreiche Exits und ein Insolvenzverfahren hinter sich lassend, will er nun mit seinem Partner Bräuer den bestehenden Auktionsplattformen zeigen, wie man 2021 die Generation Z ansprechen muss. Tatsächlich hat man immer nur zehn Sekunden Zeit, um auf der Plattform das bisherige Angebot zu überbieten. "Diese Generation ist es gewohnt, nicht warten zu müssen und alles, wie bei Streamingdiensten, sofort zu bekommen. Bei uns können Verkäufer einen digitalen Raum eröffnen und Käufer während der Auktion direkt mit ihnen kommunizieren und dann live den Zuschlag bekommen", erklärt Musialek gegenüber dem "brutkasten".

Eigentlich wollten die beiden Gründer eine Plattform für Kleidung ins Leben rufen, doch während auf Verkäuferseite Interesse bestand, scheiterte es am Kundenandrang. So hat man den Sammelkartenmarkt für sich entdeckt, der laut Musialek fünf Milliarden Euro groß sein soll. Wenn sich die App gut entwickelt, ist der Plan, dass man weitere Sammelobjekte ins Angebot nimmt, bis der potenzielle Markt auf über 200 Milliarden Euro angewachsen ist.

Die ersten zwei Monate sind laut den Gründern sehr positiv verlaufen, man freue sich über starke Zuwächse. Auch in Österreich kann man die App schon laden, für die Registrierung benötigt man eine Telefonnummer.

Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Internationale Online-Auktionshäuser für Sammelkarten oder Sportschuhe, die sich auch gezielt an jüngere Käufer richtet, gibt es schon seit mehreren Jahren. Eine der bekanntesten Apps ist sicher Whatnot, die über Finanzierungsrunden ebenfalls ihr Portfolio laufend erweitert hat. Begonnen hat auch diese Plattform 2019 mit Pokémon-Karten.

Totalausfall für Gläubiger

An den Fall Amabrush können sich sicher noch viele erinnern. Die Automatikzahnbürste, die das Gebiss innerhalb von kurzer Zeit reinigen soll, sorgte zwar für mediale Aufmerksamkeit. Für die Geldgeber resultierte das Projekt jedoch in einer gefühlten Wurzelbehandlung. Die Produktion gestaltete sich offenbar als zu schwierig, und die Qualität entsprach nicht den Erwartungen.

Das Insolvenzverfahren gegen Amabrush wurde Ende 2020 mangels Kostendeckung aufgehoben, wie der Gläubigerschutzverband KSV 1870 auf STANDARD-Nachfrage mitteilte. Für die Gläubiger bedeutete das einen Totalausfall, sprich, sie gingen völlig leer aus. Mitte 2019 ging Amabrush bankrott, und das Konkursverfahren über das Wiener Unternehmen wurde eröffnet. Zwar hatte Amabrush rund acht Millionen Euro – größtenteils über Crowdfunding – eingesammelt. Beim Eröffnungsantrag war allerdings nur die Rede von Passiva in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro. Der Grund dafür sei, dass viele Zähneputzer ihre Forderungen aufgrund wirtschaftlicher Aussichtslosigkeit nicht im Insolvenzverfahren angemeldet hatten, hieß es damals beim KSV. (aam, and, 27.8.2021)