Das oberste Ziel sei, dass die Schulen geöffnet bleiben, hieß es bei der Pressekonferenz.

Foto: HERBERT NEUBAUER

Das Wiener PCR-Testprogramm "Alles gurgelt" wird flächendeckend auf alle Schulen ab der fünften Schulstufe ausgeweitet. Das gaben Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos), Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Bildungsdirektor Heinrich Himmer am Freitag bekannt. In einer Testphase wurde das System bereits an mehr als 60 Standorten erprobt. Das Bundesministerium zeigt sich über die Wiener Testpläne erfreut.

Volksschule und Sonderschulen

Auch die PCR-Testungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungseinrichtungen werden auf die Gurgelmethode umgestellt. "Da Wien andere logistische Möglichkeiten hat, begrüßen wir, dass diese entsprechend genutzt werden", heißt es aus dem Bildungsministerium. In den Volks- und Sonderschulen kommt hingegen das Testprogramm des Ministeriums zum Einsatz, bei dem PCR-Tests genauso wie anterionasale Selbsttests ("Nasenbohrertests") vorgesehen sind. Das Wiener System ermögliche es, mindestens zweimal in der Woche PCR-Tests zu machen, so das Bildungsministerium. Testen in der Schule müssen Kinder und Jugendliche, die keinen 3G-Nachweis erbringen können – die also nicht geimpft oder genesen sind oder die nicht bereits daheim einen Test absolviert haben.

Abholboxen in Schulen

Der Ablauf ist analog zu jenem für den Rest der Bevölkerung. Im Rahmen der Aktion werden Abholboxen in den Schulen aufgestellt, wie es sie bis dato vor allem in Rewe-Supermärkten und Drogeriegeschäften gab. Die Abholung erfolgt täglich von Montag bis Donnerstag. Falls die Schule es wünscht, wird auch am Freitag entleert. Die Gurgelkits werden den Schulen ebenfalls zur Verfügung gestellt.

"Das oberste Ziel ist, dass die Schulen geöffnet bleiben", sagte Wiederkehr. Darum sei ein engmaschiges Sicherheitssystem nötig. "Dieser Schritt ist gerade angesichts der grassierenden Delta-Variante wichtig", erklärte Hacker. Denn an der Tatsache, dass man am Beginn der vierten Welle stehe, sei nichts mehr zu ändern. PCR-Tests würden eine ganz andere Sicherheit als Schnelltests schaffen, so sich der Gesundheitsstadtrat.

Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos, rechts) und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) stellten am Freitag die neue Teststrategie vor.
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Doppeltests wegen PCR-Wartezeit

Gegurgelt wird an Wiener Schulen ab der fünften Schulstufe mindestens zweimal pro Woche, wobei eine Mundspülung das Gurgeln ersetzt, falls es nicht im Freien durchgeführt werden kann. Wer zur Teilnahme gebeten wird, das hängt vom ersten Schultag der Woche ab. An diesem muss ein 3G-Nachweis erbracht werden. Wer nicht geimpft, getestet oder genesen ist, muss einen Schnelltest und zusätzlich einen PCR-Test absolvieren. Der Antigentest ist nötig, da das Ergebnis der PCR-Untersuchung nicht unmittelbar vorliegt.

Schülerinnen und Schüler müssen sich zuvor registrieren, wobei in ihrem Profil auch Schule und Klasse eingegeben werden. Das habe den Vorteil, dass auch Gurgeltests, die daheim gemacht werden, automatisch in das System einfließen, wurde am Freitag betont.

Mobile Impfteams im Einsatz

Zugleich wird in den Bildungseinrichtungen für eine Impfung geworben. Mobile Impfteams, wie es sie zuletzt bereits in den Sommerschulen gab, werden im Herbst auch Pflicht- oder Berufschulstandorte besuchen. Aktuell haben rund 30 Prozent der Zwölf- bis 15-jährigen Wienerinnen und Wiener zumindest einen Stich erhalten, bei den 16- bis 19-Jährigen sind es bereits rund 50 Prozent.

Die Bedeutung des Lüftens in den Klassenzimmern wurde ebenfalls hervorgehoben. Dort, wo etwa aufgrund von Bauarbeiten natürliche Luftzufuhr nur schwer umzusetzen ist, kommen Luftfiltergeräte zum Einsatz. Auch Wien hat beim Bund solche geordert. 312 Geräte wurden beantragt.

Kindergarten mit PCR-Lutschertests

In den Kindergärten wird die schrittweise Ausweitung der PCR-Lutschertests vorbereitet, wie Wiederkehr festhielt. Derzeit werden jene fünf Standorte, in denen bisher eine entsprechende Studie lief, auf 23 ausgeweitet. Einbezogen werden dabei sowohl städtische als auch private Einrichtungen. Bei Kindern ab vier Jahren sei es auch schon möglich, "Alles gurgelt" gemeinsam mit den Eltern anzuwenden, erklärte der Bildungsstadtrat. Lediglich bei Jüngeren mache das derzeit noch wenig Sinn.

Streng sind in Kindergärten die Vorgaben in Sachen Personal. Neu eintretende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen eine Corona-Impfung nachweisen. Wiederkehr sprach sich heute einmal mehr dafür aus, über eine entsprechende Regelung auch bei Lehrkräften nachzudenken – wobei dies jedoch vom Bund umgesetzt werden müsse, wie er betonte.

Die Aktion "Alles gurgelt" wurde in Wien im März eingeführt. Bisher wurden 6,29 Millionen PCR-Proben ausgewertet, wie das Hacker-Büro der APA mitteilte. Davon waren 0,33 Prozent positiv (20.508). Insgesamt haben sich bereits 965.000 Menschen für das System registriert. (red, APA, 27.8.2021)