(Filmset. Dreharbeiten zu "Sargnagel Knecht", dem Sequel der Dokumödie "Sargnagel – der Film". Die Kulisse eine Gartenlaube im Waldviertel. Darin, auf einer Bank nebeneinander sitzend und miteinander im Gespräch, die Schriftstellerinnendarstellerinnen Knecht (Stefanie Sargnagel) und Sargnagel (Doris Knecht).)

Doris Knecht und Stefanie Sargnagel.
Foto: Heribert CORN

KNECHT: Du hast gesagt, du würdest das Alter spüren. Träumst du von einem Haus im Waldviertel?

SARGNAGEL: Klar. Das macht man ja so ab Mitte 30. Ich fand auch das Pandemiejahr sehr angenehm. Es hat keine Lesungen gegeben, sodass ich keine öffentliche Person mehr war.

KNECHT (nickt): Ich war im Lockdown so froh, weil ich keine Ausrede mehr haben musste, um zu Hause zu bleiben.

SARGNAGEL (nickt ebenfalls): Mir ging es auch so. In den Chatgruppen wurde ich schon gemutet, weil ich die Einzige war, die immer geschrieben hat, wie toll der Lockdown ist. (Lächelt. Auch Knecht lächelt. Pause.)

SARGNAGEL (wieder ernst, zu Knecht:) Aber vermisst du in deinem Waldviertler Refugium nicht die Boheme, wie sie in Sargnagel – Der Film gezeigt wird?

KNECHT: Nein, ich wollte das. Ich war immer schon ein bisschen leutscheu, aber bevor ich die Kinder bekommen habe, bin ich trotzdem sehr oft ausgegangen. Heute lebe ich meine Menschenscheuheit aus und kann daheimbleiben. Das Landhaus ist dafür ein angenehmer Rückzugsort.

SARGNAGEL: Ein Bekannter von mir ist die ganze Zeit auf Techno-Partys und postet das auf Instagram. Ich schau mir das gern an, bin aber sehr froh, dass ich da nicht mehr dabei sein muss. Deswegen fand ich ja auch das Pandemiejahr so angenehm. (Lächelt.)

KNECHT: Ja. Ich auch. Ich war so froh im Lockdown, so froh … (Lächelt ebenfalls.)

(Pause. Lächeln.)

STIMME DER REGISSEURIN: Cut!

(Aus dem Off Applaus, Schenkelklopfen und Gelächter.)

STIMME DER REGISSEURIN: Danke, das war total super! Aber ich möcht’ euch trotzdem bitten, dass ihr es noch einmal machts. Diese Ironie von euch ist ja unheimlich subtil, und ich … Ich mein’, wir haben uns echt halbert ang’macht hier am Set, so wie ihr das gebracht habts, habts es wahrscheinlich eh g’merkt, aber grad euch muss ich nicht sagen, dass halt das normale Publikum zu neunzig Prozent Trotteln sind, die dafür null G’spür haben, und ich möcht’ aber trotzdem, dass auch die diese Ironie verstehen, verstehts, also vielleicht könnts ihr probieren, dass das diesmal ein bissl dings, ein bissl offensiver rüberkommt, nur ein bissl, verstehts, ohne Outrieren oder so. Okay?

(Sargnagel und Knecht blicken einander einige Augenblicke irritiert an, zucken dann mit den Schultern, nicken in Richtung Regisseurin, gehen in Ausgangsposition und wiederholen die Szene.
Vierzehn Wiederholungen, bis Vorhang.)
(Antonio Fian, 27.8.2021)