In den vergangenen Jahren lieferten sich die Taliban und der IS-K erbitterte Kämpfe.

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Frage: Warum ging man schnell davon aus, dass hinter den Flughafenattacken die Gruppe "Islamischer Staat – Khorasan" (IS-K) steckt?

Antwort: Seit Tagen haben die USA vor diesem Szenario gewarnt. Unmittelbar nach den Explosionen war für Sicherheitsexperten klar, dass IS-K dafür verantwortlich ist. Am Abend hat sich die Gruppe dann selbst zu dem Anschlag bekannt, bei dem dutzende Menschen starben, darunter 13 US-Soldaten.

Frage: Warum könnten ihm die Anschläge nützen?

Antwort: Der IS-K, der aktuellen Schätzungen zufolge über eine Mannstärke von bis zu 2000 verfügt, ist mit den Taliban verfeindet, einige seiner Kämpfer sind von den in ihren Augen zu "moderaten" Taliban zum IS-K übergelaufen. In den vergangenen Jahren lieferten sich die beiden Milizen erbitterte Kämpfe. Anders als den Taliban schwebt dem salafistisch orientieren IS-K kein afghanisches Emirat vor, sondern ein globales Kalifat. Nun, wo die Taliban wieder in Kabul herrschen, zeigen die IS-K-Anschläge brutal ihre Schwächen auf. Indem sie US-Soldaten und Afghanen ins Visier nehmen, die das Land verlassen wollen, demonstrieren sie, dass die Taliban nicht für Sicherheit sorgen können.

Frage: Wofür steht das K im Kürzel?

Antwort: Das K steht für Khorasan, eine historische Region in Zentralasien, die im Mittelalter vom Kaspischen Meer bis zum Hindukusch reichte – und neben heute iranischen Gebieten, den Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan auch Afghanistan umfasste. Nachdem es erst zum Perser- und später zum makedonischen Reich gehörte, wurde Khorasan im 7. Jahrhundert islamisiert.

Frage: Wie ist das Verhältnis des IS-K zum IS im Nahen Osten?

Antwort: Anhänger der pakistanischen Taliban-Gruppe TTP schworen vom afghanischen Exil aus dem später bei einem US-Angriff getöteten IS-"Kalifen" Abu Bakr al-Baghdadi im Oktober 2014 die Treue. Wenig später benannte der IS, damals in Syrien und dem Irak am Höhepunkt seiner Macht, die afghanische Filiale offiziell in IS-K um. Millionen Dollar sollen aus der IS-Hochburg nach Zentralasien geflossen sein. 2017 eroberten IS-K-Kämpfer eine der Bastionen der Taliban: das Tora-Bora-Gebiet, in dem einst Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden Unterschlupf fand. (Florian Niederndorfer, 28.8.2021)