Geringere Steuern und ein einfacheres Steuersystem stehen auf dem Wunschzettel der heimischen Unternehmen weit oben. Müssten sich Österreichs Betriebe aber für das eine oder das andere entscheiden, würden sie zuallererst die Abgabenlandschaft vereinfachen. Das geht aus einer Umfrage hervor, für die Wirtschaftsprüfer von Deloitte rund 300 Führungskräfte in Österreich befragt haben. Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, das steuerliche Umfeld sei hierzulande herausfordernd im internationalen Vergleich. Hauptgrund: komplexe steuerliche Regelungen.

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Heimische Unternehmer stehen einer Ökologisierung des Steuersystems positiv gegenüber.
Foto: reuters/Vasiljevic

Die Umfrage zeigt auch, dass die Corona-Pandemie all das nicht einfacher gemacht hat: Fast die Hälfte der Befragten gab an, sich derzeit mit der steuerlichen Abwicklung von Hilfspaketen zu beschäftigen.

Finanzverwaltung als Unsicherheitsfaktor

Von allen Steuern frisst die Bearbeitung von Einkommen- und Körperschaftsteuer die meiste Zeit. Aber auch die Umsatzsteuer, Lohnabgaben sowie Prämien und Förderungen beschäftigten die Unternehmen. Würde der Gesetzgeber das Steuersystem vereinfachen, würde das auch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich stärken, gab eine große Mehrheit der Befragten an. Dem Thema wird auch deshalb eine hohe Priorität verliehen, weil der Ausblick der Führungskräfte für den Steuerstandort Österreich im globalen Vergleich eher mau ist. Nur drei Prozent schätzen die zukünftige Entwicklung des Steuerstandorts Österreich als sehr gut und 21 Prozent als gut ein. Fast die Hälfte der Befragten äußerte mittelmäßige Erwartungen, der Rest schlechte.

Andere Hebel für einen wettbewerbsfähigeren Standort wären laut der Umfrage geringere Lohnnebenkosten und auch mehr Rechts- und Planungssicherheit durch die Finanzverwaltung. Denn eine der größten Unsicherheiten für den Steuerstandort sind laut 80 Prozent der befragten Führungskräfte unklare, doppeldeutige und widersprüchliche Interpretationen der Regelungen durch die Finanzverwaltung. Herbert Kovar, Partner in der Steuerberatung von Deloitte, erklärt das auch mit Personalmangel in der öffentlichen Verwaltung. Und mit dem Rechtsstaat: Bis ein Steuergesetz ausjudiziert ist, dauere es eben, das gehöre dazu.

Reduktion der Lohnnebenkosten erwünscht

Die Unternehmer wurden im Rahmen der Umfrage auch gefragt, welche konkreten lang- und kurzfristigen Maßnahmen die Regierung in Angriff nehmen sollte. Wenig überraschend liegt die Reduktion der Lohnnebenkosten mit Abstand an erster Stelle. Die Wirtschaftstreibenden sind sich überwiegend sicher, dass diese Maßnahme zu einem Aufschwung in der Post-Corona-Zeit führen würde.

Die Unternehmer plädieren zudem für eine Vereinfachung des Einkommensteuergesetzes sowie einer Reduktion des Einkommensteuertarifs. Auch hier zeigt sich: Die Unternehmer sind durchaus bereit, nachhaltig zu investieren, wünschen sich allerdings steuerliche Förderungen für Ökologisierungsmaßnahmen.

Gegen Vermögenssteuer

Weniger offen sind die Teilnehmer in Bezug auf die Einführung vermögensbezogener Steuern. Nur 15 Prozent erachten die Maßnahme als wichtig. Gar nur zwölf Prozent erachten eine Vermögenssteuer als geeignete Maßnahme für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Pandemie. Kovar rät, auf symbolische Steuern zu verzichten. Der Aufwand einer Vermögensabgabe sei relativ hoch, das zusätzliche Steuereinkommen eher gering – und an Unternehmer sende man die falschen Signale.

Handlungsbedarf gibt es aus Sicht heimischer Unternehmer im Bereich der Digitalisierung: Ein Drittel wünscht sich, dass der Staat Maßnahmen in diesem Bereich ergreift. Welche genau, wurde im Rahmen der Studie nicht erhoben. Allerdings zeige die Umfrage, dass Österreichs Betriebe auch nach mehr als einem Jahr Pandemie bei der Digitalisierung vielfach noch Aufholbedarf haben.

Unternehmen fordern, dass ökologisch sinnvolle Maßnahmen gefördert werden. Insgesamt halten sie das Steuersystem für zu komplex.
Foto: APA/Fohringer

Überhaupt gehen die befragten Führungskräfte davon aus, dass kein Bedarf an neuen Einnahmen für den Staat herrscht. Erwartet wird, dass die Europäische Zentralbank (EZB) noch länger für niedrige Zinsen sorgen wird, manche Staaten in Südeuropa würden sonst womöglich in Refinanzierungsschwierigkeiten geraten, sagt Kovar, der hervorhebt: Das Gros der befragten Führungskräfte, 77 Prozent, spricht sich für eine weiterhin expansive Geldpolitik aus, um aus den Staatsschulden herauszuwachsen. Rund ein Viertel erachtet Steuererhöhungen für eine adäquate Maßnahme – allen voran im Bereich der Nachhaltigkeit. Angesichts der anstehenden Ökosteuerreform sind das gute Nachrichten für die Regierung: Sechs von zehn Unternehmern sind für eine Ökologisierung des Steuersystems. Ganze 24 Prozent sind allerdings entschieden dagegen.

Bei der Reform wünschen sich die Unternehmer vor allem, dass ökologisch sinnvolle Maßnahmen gefördert werden. Als weniger wichtig erachten die Teilnehmer die Bemautung von Straßen. In den Antworten finden sich allerdings auch einige Widersprüche: So hält der Großteil der Führungskräfte die Einführung einer CO2-Steuer für sinnvoll; die Mehrheit lehnt zugleich die Erhöhung der Mineralölsteuer ab. (lauf, luis, 31.8.2021)