Wie so oft war im Wiener Derby Zweikampf Trumpf.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Auch der eingewechselte Kitagawa konnte das Match nicht zugunsten Rapids entscheiden.

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Wien – Am Sonntagnachmittag war endlich wieder Wiener Derby, die Austria und Rapid beließen es bei einem 1:1, geschichtsträchtig war das Beisammensein sicher nicht. Die Austria verteidigte jedenfalls nach sechs Runden den letzten Tabellenplatz.

Es war zahlenmäßig ein nicht unwitziges Derby, das 333. insgesamt, das 300. in der Meisterschaft. Für Manfred Schmid war es das erste als Austrias Cheftrainer, der 50-Jährige lehnte es im Vorfeld ab, über die "eigene Gesetzmäßigkeit" zu schwadronieren. Rapids Sportgeschäftsführer Zoran Barisic machte das traditionelle Spielchen halbherzig mit. "Packen wir halt die alte Floskel aus, dass es keinen Favoriten gibt." Sein Untergebener, Trainer Didi Kühbauer, zeigte jedenfalls Respekt vor der Austria, er stimmte mit dem von ihm geschätzten Kollegen Schmid überein. "Sie sind viel besser, als es der Tabellenplatz ausdrückt." Zur Erinnerung: Die Austria ging als Schlusslicht in das Treiben.

Es war eine Rückkehr in die relative Normalität, ein Derby vor Zuschauern samt Choreografien. Zuletzt war das am 8. Dezember 2019 der Fall (2:2 in Hütteldorf), danach sollte Corona nicht nur den Fußball aus den Angeln heben. Die Generali-Arena war trotzdem nicht ausverkauft, okay, der Rapid-Fanblock platzte aus den Nähten, die 1500 Tickets waren binnen 30 Minuten abgesetzt. Daran könnten sich warme Semmeln ein Beispiel nehmen. Gastgeber Austria ließ nur Mitglieder und Abonnenten zu, Geimpfte, Genesene oder Getestete. Es waren letztendlich 11.035, das Fassungsvermögen beträgt 17.000.

Ohne Strebinger

Rapid musste auf den an der Schulter verletzten Stammtormann Richard Strebinger verzichten, Ersatz Paul Gartler hat den Beruf aber auch gelernt. Beim 3:2 in der Europa League gegen Luhansk parierte er sogar einen Elfer. Schmid stellte erstmals den von Leipzig ausgeliehenen, hochbegabten 18-jährigen Niederländer Noah Ohio in die Startformation. Als zweite Spitze neben Marco Djuricin. Ein Derby soll keine Altersfrage sein. Ohio trug übrigens die Rückennummer 18.

Kaum Aktionen

Die Partie begann eher zäh, sie war von Zweikämpfen geprägt, also intensiv, viel Stückwerk, kaum Aktionen über mehrere Stationen. Vielleicht war Rapid um einen Hauch gefährlicher, aber wirklich nur um einen Hauch. In der ersten halben Stunde konnten jedenfalls keine nennenswerten Torchancen kreiert werden. Auf beiden Seiten. 33. Minute: Nach einem Freistoß ist die Gefahr eigentlich gebannt, die Austria holt sich aber den sogenannten zweiten Ball. Eric Martel flankt, der abgefälschte Ball segelt in hohem Bogen in den Strafraum, Innenverteidiger Lukas Mühl erzielt aus kurzer Distanz per Gurkerl das 1:0. Der Videoschiedsrichter VAR überprüfte das Tor, alles okay. 35. Minute: Harald Lechner zeigt Kühbauer die Gelbe Karte, er hatte gemeckert, auf den Coach ist Verlass. Die Pausenführung für die Austria war zumindest nicht gänzlich unverdient.

Rapid sollte zurückschlagen, 48. Minute: Flanke Srdjan Grahovac, Marco Grüll springt viel höher als Georg Teigl, köpfelt via dessen Rücken aus spitzem Winkel das 1:1. In der Folge wurde munter gewechselt, der diesmal nicht überzeugende und müde wirkende Ercan Kara wurde von Kühbauer durch Koya Kitagawa ersetzt, nach einer Stunde war für Ohio Schluss. Auf der anderen Seite kam Christoph Knasmüllner anstelle von Taxi Fountas (69.). Das Spiel blieb freilich von Höhepunkten nahezu befreit, gegen Ende drängte die Austria sanft. Das Remis war leistungsgerecht, das 334. Derby kommt bestimmt. Die Wahrscheinlichkeit, besser als der Vorgänger zu sein, ist nicht allzu gering. (Christian Hackl, 29.8.2021)

Fußball-Bundesliga (6. Runde):

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 1:1 (1:0)
Wien, Generali Arena, 11.035 Zuschauer, SR Lechner.

Tore:
1:0 (33.) Mühl
1:1 (47.) Grüll

Austria: Pentz – Teigl, Mühl (78. Schoissengeyr), Handl, Suttner – Fischer, Martel, Fitz (75. Grünwald), Demaku – Djuricin, Ohio (61. Huskovic)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Greiml, Hofmann, Ullmann – Grahovac, R. Ljubicic (85. Petrovic) – Arase (46. Schick), Fountas (69. Knasmüllner), Grüll – Kara (59. Kitagawa)

Gelbe Karten: Demaku, Huskovic, Djuricin, Grünwald bzw. Hofmann, Kühbauer (Trainer), R. Ljubicic