Alexander Igelsböck, Martin Brunthaler und Andreas Glänzer (v. li.) verraten Firmen, wie gut ihre Werbekampagnen funktionieren.

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Wien – Dem Terminus Start-up ist das Wiener Technologieunternehmen Adverity bereits entwachsen. Bei Adverity hat das allgegenwärtige Ziel junger Digitalfirmen funktioniert: die schnelle Skalierung.

Mehr als 200 Leute eingestellt

Allein in den vergangenen anderthalb Jahren hat das Unternehmen mehr als 200 Leute eingestellt und beschäftigt somit mehr als 300 Personen. Kürzlich machte Adverity Schlagzeilen, weil mit Softbank aus Japan einer der größten Risikokapitalgeber der Welt eingestiegen ist. 102 Millionen Euro gab es für die Marketing-Analyse-Plattform, das drittgrößte Investment, das eine derartige Firma in Österreich je bekommen hat.

Was macht dieses Unternehmen, das die Aufmerksamkeit von Softbank auf sich gezogen hat? Kurz zusammengefasst, Adverity analysiert die Marketingdaten diverser Firmen und liefert Verbesserungsvorschläge. "In der modernen Marketingwelt bewegt sich alles extrem schnell. Es gibt viele unterschiedliche Kanäle, und als Firma willst du wissen, ob die Kampagnen funktionieren", sagt der Chef und Gründer von Adverity Alexander Igelsböck im Gespräch mit dem STANDARD. "Unternehmen verbinden ihre Systeme mit unserer Plattform, und wir nehmen die Daten von Google, Facebook etc. und bereiten sie auf."

Vorschläge zur Verbesserung

Das System mache dann Vorschläge, wie die diversen Maßnahmen verbessert werden können. Datenschutzrechtlich gibt es laut Igelsböck keine Probleme, weil Adverity mit aggregierten Daten arbeitet und keine personenbezogenen Informationen vorkommen. Durch maschinelles Lernen soll auch errechnet werden können, welche Kanäle den besten Return on Investment (ROI) bringen. Mehr als 600 verschiedene Quellen sind Firmenangaben zufolge bereits im System integriert, und monatlich kommen neue dazu. Geld verdient Adverity mit einer Gebühr für die Software.

Wie viel es Firmen kostet, sich die Marketingdaten von Adverity analysieren zu lassen, lässt sich nicht verallgemeinern: "Die Gebühr errechnet sich aus Datenmenge und Aufwand. Das bewegt sich zwischen 15.000 und 700.000 Euro im Jahr", sagt Igelsböck. Wie viel Umsatz sein Unternehmen macht, verrät er nicht. Das ist durchaus typisch für diese Branche. In der Kundenliste finden sich durchaus prominente Namen wie Ikea, Red Bull oder Vodafone.

Schwierige Personalsituation in Österreich

Die Softbank-Millionen sollen in drei verschiedene Bereiche fließen: das Team, das eigene Produkt und das Kundenmanagement.

Wie für viele andere technologiegetriebene Unternehmen ist die Personalsituation in Österreich keine ganz einfache. "Die Rot-Weiß-Rot-Karte macht uns beim Recruiting das Leben schwer. Kaum jemand bekommt sie, und wenn, dann dauert es sehr lange. Technologiefirmen könnten ein echter Pullfaktor für Talente sein. Wir wollen auch verstärkt in Österreich anstellen, aber die gesetzliche Situation ist oft hinderlich", sagt Igelsböck.

Österreich zu verlassen sei aber nie ernsthaft infrage gekommen. Neben dem Hauptsitz in Wien betreibt Adverity noch zwei weitere Standorte in London und New York. "Wir arbeiten seit Anfang an remote und im Büro. Der Wohnort spielt keine Rolle, um bei uns zu arbeiten", meint der 43-jährige Niederösterreicher. Deswegen wäre die Umstellung wegen Corona nicht tragisch gewesen. Allerdings stellte Adverity seit Beginn der Pandemie mehr als 200 Leute ein. "Alle Bewerbungsgespräch online zu führen war eine Herausforderung."

Wahrheit über Werbung

Adverity wurde 2016 gegründet, die Entwicklung der Plattform habe rund ein Jahr gedauert. Gemeinsam mit den Mitgründern Andreas Glänzer und Martin Brunthaler stellte Igelsböck damals aus eigenem Bedürfnis fest, dass es etwas wie seine jetzige Plattform noch nicht gab. Auch der Name soll eine Anlehnung an das Geschäftsmodell sein. Adverity setzt sich aus den englischen Wörtern "ad" (Abkürzung, Werbung) und "verity" (Wahrheit) zusammen. (Andreas Danzer, 31.8.2021)