Die Immunisierung hat die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle in der EU stark gesenkt.

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Die EU hat im Kampf gegen das Coronavirus ein wichtiges Ziel erreicht. Nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vom Dienstag sind mittlerweile 70 Prozent der Erwachsenen innerhalb der EU vollständig geimpft. "Das sind mehr als 250 Millionen Menschen, die immunisiert sind", so von der Leyen. Sie sprach von einer "großen Leistung" und einem "Meilenstein".

Österreich liegt allerdings deutlich darunter. Hierzulande waren am Dienstag 58,2 Prozent vollständig immunisiert – diese Zahl bezieht sich aber auf die Gesamtbevölkerung.

Das Ziel, bis Ende des Sommers 70 Prozent der Erwachsenen in der EU durch eine Impfung vor Covid-19 zu schützen, hatte die EU-Kommission im Jänner ausgegeben. Experten waren damals davon ausgegangen, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung einen Impfschutz erhalten müssen, um die Pandemie in einem Land zu stoppen.

Weniger schwere Verläufe und Todesfälle

Diese Hoffnung hat sich zwar wegen der deutlich ansteckenderen Delta-Variante zerschlagen, der Druck auf die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft konnte durch die Impfkampagne allerdings enorm reduziert werden. So hat die Immunisierung die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle stark gesenkt. Zugleich konnten viele Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder aufgehoben werden.

Mit dem Erreichen des 70-Prozent-Ziels hat die EU zudem eine erfolgreiche Aufholjagd hingelegt. So waren die USA anfangs deutlich schneller darin, der Bevölkerung Impfangebote zu machen. Das lag vor allem daran, dass in der EU anfangs nur sehr wenig Impfstoff zur Verfügung stand. Heute liegen die USA bei der Immunisierungsrate hinter der EU.

Lücke schließen

Ein neues, noch höheres Impfziel hat sich die EU bisher nicht gesetzt. Die Kommission ermunterte am Dienstag aber noch einmal alle Impfskeptiker, sich immunisieren zu lassen. "Wir können hier nicht aufhören. Neue Varianten machen es erforderlich, über 70 Prozent hinauszugehen, um sicher zu sein", sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Es gehe nun darum, einen Schritt voraus zu sein.

Sie verwies auch darauf, dass die 70 Prozent nur ein Durchschnittswert sind und EU-Länder wie Rumänien und Bulgarien zuletzt noch Impfquoten von deutlich unter 50 Prozent hatten. "Wir müssen bei den Impfraten dringend die besorgniserregende Lücke zwischen unseren Mitgliedsstaaten schließen", sagte sie. Dafür gelte es, das Bewusstsein weiter zu schärfen und Falschinformationen zu bekämpfen. So gibt es in Bulgarien massive Desinformation in den sozialen Netzwerken und weitverbreitete Vorurteile. Viele Menschen sind Impfgegner, auch Politiker wichtiger Parteien.

Von der Leyen forderte zudem dazu auf, mehr Unterstützung für vergleichsweise arme Länder außerhalb der EU zu leisten. "Es muss noch mehr getan werden", sagte sie. "Die Pandemie ist noch nicht überwunden." (APA, 31.8.2021)