Unter Schulschließungen leiden hauptsächlich Frauen – sie müssen den Spagat zwischen Beruf und Familie öfter meistern als Männer.

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Bei Schulschließungen, Quarantäne oder Erkrankung des Kindes haben Arbeitnehmer keine Möglichkeit mehr, Sonderbetreuungszeit zu nehmen. Der Rechtsanspruch darauf ist mit Juli ausgelaufen – DER STANDARD berichtete. Heftige Kritik übt nun die Bildungssprecherin der SPÖ, Petra Vorderwinkler: "Die Sonderbetreuungszeit für Eltern muss definitiv verlängert werden", sagt sie zum STANDARD. Nach 1,5 Jahren Schule im Ausnahmezustand, mit Schulschließungen, Distance-Learning und Quarantäne, seien die Urlaube der Eltern oft weitestgehend aufgebraucht.

Außerdem sei zu befürchten, dass ein schwieriger Herbst bevorstehe, ähnlich wie im Vorjahr: "Wir steuern womöglich aufs nächste Chaos zu, und der ÖVP fällt nichts Besseres ein, als den Eltern den Anspruch auf Sonderbetreuungszeiten zu streichen. Das ist einfach absurd", so Vorderwinkler.

Die SPÖ-Politikerin erinnert daran, dass für unter Zwölfjährige noch gar keine Möglichkeit einer Impfung bestehe. Man könne die Kinder ja nicht einfach allein zu Hause lassen.

Weniger Bedarf

Das Arbeitsministerium hatte argumentiert, dass die gesetzten Covid-Maßnahmen, allen voran das Fortschreiten der Impfungen, über die vergangenen Monate Wirkung gezeigt und zur Verbesserung der Lage in Österreich beigetragen hätten. An den Schulen seien verstärkt Präventionskonzepte eingeführt worden, um den Schulbetrieb nicht allzu sehr einschränken zu müssen. Dadurch sei der Bedarf an Sonderbetreuungszeit zurückgegangen, sagte eine Sprecherin von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP). Sie wies außerdem darauf hin, dass Eltern einen Rechtsanspruch auf Pflegefreistellung hätten.

Vor allem Mütter betroffen

Das Momentum-Institut warnte unterdessen ebenfalls vor der Abschaffung der Sonderbetreuungszeit. Vor allem Frauen würden darunter leiden, wenn die Schulen wieder geschlossen werden. Schon im letzten Jahr sei die Betreuungsarbeit großteils von Müttern übernommen worden. Das spiegle sich auch in der Arbeitszeit wider. "Wie Studien zeigen, sank die Wochenarbeitszeit von Müttern um zwanzig bis dreißig Prozent, wenn die Kinder von Schulschließungen betroffen waren. Damit sinkt auch das Einkommen von Müttern", warnt Joel Tölgyes, Ökonom des Momentum-Instituts.

Wie schon im Vorjahr soll die Sonderbetreuungszeit mit einer Lohn- und Gehaltsfortzahlung von 100 Prozent einhergehen. Die Lohnkosten sollen den Arbeitgebern dabei durch den Staat ersetzt werden, so der Ökonom. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.9.2021)