Bei der Installation "Outside | Inside" (2020/2021) beschäftigt sich Anna Artaker mit der Rolle der Frauen beim Forum Alpbach.

Foto: David Schreyer

Im Vorjahr feierte das 1945 gegründete Europäische Forum Alpbach seinen 75. Geburtstag. 2020 war bekanntlich kein gutes Jahr zum Feiern, das Forum ging nur in abgespeckter Version und hauptsächlich online über die Bühne – und so wurden etliche für das halbrunde Jubiläumsjahr geplante Projekte erst heuer präsentiert. Darunter auch die Installation "Outside | Inside" der Künstlerin und Forscherin Anna Artaker, die sich mit der Geschichte des Forums Alpbach aus einer künstlerisch-forschenden Perspektive beschäftigt.

Artaker hat für ihre Arbeit mit ihrem Team sämtliche Programmhefte des Forums Alpbach durchgearbeitet und sich angesehen, wie viele Männer und wie viele Frauen darin genannt sind. Die Liste mit über 16.500 Namen hat sie als Installation an den gläsernen Fassaden des Kongresszentrums auftragen lassen, wobei der Großteil der Namen, nämlich jene der Männer, von außen betrachtet spiegelverkehrt erscheinen.

Nur 3.323 Namen sind in der richtigen Leserichtung geschrieben – es sind die Namen jener Frauen, die zwischen 1945 und 2020 in den Programmheften des Forums Alpbach genannt worden sind, rund 20 Prozent aller genannten Namen.

Gespiegelte Blickrichtung

Steht man im Inneren des Kongresszentrums und blickt nach außen, verändert sich das Bild: Nun sind alle männlichen Namen in Leserichtung, die der Frauen dagegen spiegelverkehrt zu sehen. Nur ein Name ist in beide Richtungen geschrieben – es ist jener einer Person diversen Geschlechts.

Die Parallelität zur gläsernen Decke ist freilich kein Zufall, wie Ingeborg Erhart betont, die Vizerektorin für Kunst und Lehre an der Akademie der bildenden Künste Wien, die bei der Eröffnung des diesjährigen Forums Alpbach in das Werk von Anna Artaker einführte. Ebenso nimmt Artaker in ihrer Installation Bezug auf Überlegungen zu weiblicher Geschichtsschreibung.

16.500 Namen an den gläsernen Fassaden des Congresscentrums Alpbach.
Foto: David Schreyer

In ihrer Recherche zeigte sich, dass Frauen vor allem seit den 2000er-Jahren vermehrt im Programmheft des Forums Alpbach zu finden sind, darunter viele als Vortragende. In den frühen Dekaden des Forums wurden Frauen dagegen, wenn überhaupt, vor allem bei gesellschaftlichen Programmpunkten genannt – etwa als Tänzerinnen, Sängerinnen oder Musikerinnen, wie Artaker berichtet.

Kunst und Wissenschaft

Artaker, die an der Akademie der bildenden Künste Wien tätig ist, wird im Rahmen des Elise-Richter-Programms vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert. Zudem ist Artaker Teil der Jungen Akademie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und ist dort erste Vertreterin der künstlerischen Forschung.

Für Artaker ist der Schulterschluss von Kunst und Wissenschaft auch deswegen notwendig, weil die Kunst erlaubt, abstrakte Befunde der Forschung sinnlich erfahrbar zu machen.

Neueröffnung Schillerplatz

An der Akademie der bildenden Künste Wien blickt man der Neueröffnung des Hauptgebäudes am Wiener Schillerplatz mit Freude entgegen. Nach umfassenden mehrjährigen Renovierungsarbeiten wird das Gebäude Anfang Oktober offiziell wiedereröffnet. Schon jetzt beziehen die Universitätsmitarbeiter ihre neuen Büros. (Tanja Traxler, 13.9.2021)